Captain Aldi verschickt einen Brief
Captain Aldi zog sich eine neue nagelneue Alditüte über den Kopf und strich sein fettiges Haar glatt. Er nahm seine Resozialisierung wirklich sehr ernst. Heute musste er einen Brief wegschaffen. Einen Brief an die Bundeskanzlerin.
Im Treppenhaus seines Wohnblocks kam ihm die alte Frau aus dem 2. Stock entgegen geröchelt.
„Guten Morgen Frau Kot.“, sagte Captain Aldi höflich.
„Morgn. Diese verfluchten Gören vor der Eingangstüre. Die haben keinen Respekt mehr vor dem Alter. Und diese Ausländer erst. Früher als ich noch im Bund deutscher Mädels war, hätte es so was nicht gegeben.“, fauchte Käthe Kot.
„ Ja ja diese Kiddies.“, ließ Captain Aldi ertönen und Käthe Kot schleifte sich weiter die Treppen nach oben, wobei ihre Lunge rasselte wie ein deutscher Kettenpanzer aus dem 2. Weltkrieg.
Als er die Eingangstüre öffnete sah er sie schon. Die heutige MTV Generation, perspektivlos, alkoholisiert und bis zum Hals aufgefüllt mit Testosteron. Eine gefährliche Mischung, dachte sich Captain Aldi.
„Hey Tütenmann! Was geht?“, sagte der Mutigste von ihnen, doch Captain Aldi hatte Wichtigeres zu tun, als sich mit ihnen abzugeben. Ein kalter Wind peitschte ihm ins Gesicht und die soziale Kälte ließ ihn zusätzlich frieren, als er den Weg zum gelben Briefkasten einschlug. Doch was stand eigentlich in dem Brief? Hatte er an Alles gedacht? Er ging in Gedanken noch mal alles durch…

Uns reichts, und zwar gewaltig!

Liebe Angela, ich schreibe diesen Brief um sie auf die Dinge aufmerksam zu machen, die sie vielleicht übersehen haben.
MIR GEHT ES SCHEISSE! DAS GELD REICHT VORN UND HINTEN NICHT! DIE EINZIGEN JOBS DIE SIE UND IHRE KOLLEGEN MIR ANBIETEN ÄHNELN EHER EINEM MODERNEM SKLAVENTUM ALS EINER ALTERNATIVE ZUR ARBEITSLOSIGKEIT! DESWEITEREN BEMERKE ICH, DASS ICH NICHT DER EINZIGE BIN MIT DIESEM PROBLEM. ICH FRAGE MICH WIE LANGE SIE UNS MIT DIESER SCHEISSE HIER HINHALTEN WOLLEN! WIR SIND VIELLEICHT UNGEBILDET ABER NOCH LANGE NICHT SO DUMM, UM UNS NACH STRICH UND FADEN VERARSCHEN ZU LASSEN. ICH DENKE MAL, SIE KENNEN DIE GESCHICHTE VOM STURM DER BASTILLE. VIELLEICHT STÜRMEN WIR JA BALD IHR KANZLERAMT.
So das war alles was ich ihnen zu sagen habe. Leider muss ich ihnen die hier verwendete Briefmarke in Rechnung stellen. Das Briefpapier habe ich im Müll gefunden um es ihnen so kostengünstig wie möglich zu machen. Mit freundlichen Grüßen Captain Aldi.

Ganz schön harter Tobak was er da geschrieben hatte, aber er hatte sich eben von seinen Gefühlen leiten lassen. Als er wieder an seinem Hauseingang angekommen war, schnappte er sich den mutigen jungen Mann, der ihn vorher dumm von der Seite angelabert hatte.
„Na mein Freund! Was sagst du jetzt über den netten Tütenmann?“, sagte Captain Aldi gelassen.
„Ich…äh…“, viel mehr konnte er nicht sagen, denn Captain Aldi hatte ihn fest im Griff.
„Ich weiß, dass ihr euch lustig macht über mich. Aber ihr seid nicht besser dran, wenn ihr hier den ganzen Tag rumhängt. Die Schule schwänzt und so…“, sagte Captain Aldi und ließ den Jungen wieder los.
„Ja was sollen wir denn sonst machen hier…“, war die einzige Antwort von ihnen und dann zogen sie von dannen.
Diese armen Kinder taten ihm irgendwie Leid.
„Haben sie es diesen Muselmanen mal gezeigt Herr Aldi he?“, rasselte ihm Käthe Kot aus dem zweiten Stock entgegen.
„Musel was? Für mich sind das ganz normale Kinder…“, stöhnte Captain Aldi
„Das sind keine Kinder mehr! Das sind verrückte Muselmanen. Denen hat man die Gewalt schon in die Wiege gelegt.“, fauchte die Alte.
„Ja und ihr Bund deutscher Nazimädels war wohl die reinste Kuschelgruppe, he?“, hackte Captain Aldi zurück.
Captain Aldi betrat seine Wohnung im obersten Stock des Hauses. Dann setzte er sich vor die Glotze und schraubte seine Bierflasche auf. Für heute hatte er sich genug resozialisiert…

Senf abgeben!