Captain Aldi: Ein ganz normaler Nachmittag
Captain Aldi zog seine Winterjacke, eine isolierte Einkaufstüte für Eiswaren, die mit lustigen Pinguinen versehen war, an, um den grausamen Fängen des Winters zu entkommen. Zähneklappernd nahm er in seinen Nest vor dem Fernseher platz, deckte sich zu und schaltete seine Lieblingsgerichtsshow ein.
Doch dann klingelte jemand unerwartet an der Türe. Captain Aldi schälte sich aus seinen zahlreichen Decken und schlich zur Tür. Gerade als der Besuch dass zweite Mal klingeln wollte öffnete er die Tür und schickte dem jungen Mann der vor der Tür stand einen grimmigen Blick zu.
„Was klingelst du denn hier um diese Zeit?“, murrte Captain Aldi dem jungen Mann entgegen.
„Äh Guten Tag, ich bin von den Stadtwerken und würde gerne ihre Heizung ablesen.“, sagte der junge Mann und machte sicherheitshalber einen Schritt zurück.
„Du kannst mal meine Faust ablesen, Junge! Um diese Uhrzeit bei mir klingeln, ich wollte mich gerade aufs Ohr legen…“, Captain Aldis schlechte Laune wuchs und der junge machte noch einen Schritt zurück. Er hatte anscheinend schon öfters schlechte Erfahrungen mit Leuten gemacht, die eine Alkoholfahne stolz vor sich her trugen.
„Aber es ist 16.00 Uhr und eigentlich eine günstige Zeit…“, stammelte der Mann.
„Was? Woher willst du denn wissen wann eine günstige Zeit ist. Sehe ich so aus als ob ich immer Zeit habe. Du denkst wohl ich bin arbeitslos und man kann bei mir zu jeder Tageszeit klingeln. Du denkst wohl dieser asoziale Typ hat sowieso nichts Wichtiges zu Tun. Denkst du das?“, fragte Captain Aldi mit hochrotem Kopf.
„Nein! Ich kenne sie doch gar nicht. Ich will doch nur ihre Heizung ablesen…“,
„Hau ab!“, schrie Captain Aldi und knallte die Tür zu.
Captain Aldi begab sich wieder in sein gemachtes Nest zurück und grinste vor sich hin. „Dem hast du es aber gegeben.“, dachte er sich, „Ich lass mich doch nicht von jedem daher gelaufenen herumkommandieren.“ Seine Gedanken hingen in der stickigen Luft fest.
Er hatte ja nicht umsonst am Vortag seinen Job gekündigt. Dabei hatte er sich wirklich Mühe gegeben. Drei ganze Tage arbeitete er für ein privates Postunternehmen. Für einen Cent pro Brief radelte er durch die ganze Stadt, immer dem Mindestlohn hinterher, doch einholen konnte er ihn nie. Sein Chef, der hinter vorgehaltener Hand auch gerne als Sklaventreiber bezeichnet wird, versprach ihm sogar ein firmeneigenes Fahrrad wenn er seinen Job ordentlich erledigte. Ein wahrhaft großzügiger Mensch. Er fragte sich, was dass Arbeitsamt noch so für ihn in Petto hatte. Bald ist wieder Spargelzeit und um nicht bis dahin auf dem Acker zu landen musste er schleunigst einen Job finden. Schon allein wegen des fehlenden Geldes. Das Arbeitsamt bezahlt keinen Cent mehr nach dieser Kündigung. Er hätte es wie Klaus, sein ewig bekiffter Kumpel machen sollen. Der hatte als Hilfskoch in der UNI Mensa sein Marihuana unter die Suppe gemischt und ist rausgeflogen.
Man muss sich eben nur ein bisschen blöd anstellen und schon kriegt man alles geschenkt in diesem Land. Aber was konnte er machen? In diesem Augenblick klingelte sein altes Telefon und als er abnahm meldete sich eine Frauenstimme. Schon wieder die Tussi vom Arbeitsamt. Sie hatte eine freie Stelle als Hilfskoch in der UNI Mensa. Sollte er diese Stelle nicht annehmen wollen oder keine Alternative vorweisen kann müsste sie ihm leider, die Fürsorge streichen. Er versprach sich um den Job zu kümmern und legte auf.

Sein Nachbar von gegenüber schien wieder aus dem Knast zurück zu sein, denn er hörte Schreie und andere Geräusche die wie Holzhacken klangen. Captain Aldi schnappte sich seine Pantoffeln und verließ seine Wohnung. Er klingelte bei seinem Nachbarn und ein kräftiger Mann in Unterhosen öffnete die Tür.
„Na Kalle? Wie geht’s?“, sagte Captain Aldi und zeigte auf Kalles Unterarm. „Ich glaube es ist besser wenn du die Spritze aus deinen Arm ziehst und sie weglegst. Nicht das sich die Kleine noch verletzt.“
„Was geht dich meine Tochter an, Aldi? Sie ist schon 5 und kommt ganz gut ohne dich aus.“, sagte Kalle.
Captain Aldi ging an ihm vorbei und suchte das kleine Mädchen. „Maddie? Wo bist du?“, rief Captain Aldi und ein kleines Mädchen kam aus der Küche auf ihn zu gerannt.
„Cappy!!“, sagte die kleine Maddie und nahm Captain Aldi in die Arme. „Guck mal ich habe Bruno eine Perücke aufgesetzt.“. Sie zeigte auf Bruno, Kalles Pitt Bull, der eine lustige blonde Perücke trug und grimmig die Zähne fletschte.
„Komm Maddie wir gehen rüber zu mir…Du hast doch nichts dagegen Kalle.“, fragte Captain Aldi doch Kalle antwortete nicht. Er war schon längst in seiner Heroinwelt angekommen.
Captain Aldi nahm die Kleine auf dem Arm und brachte sie in seine Wohnung.
„Komm wir spielen ich sehe was, was du nicht siehst.“, jaulte Maddie.
„Hoffnung?“, sagte Captain Aldi gedankenverloren und schloss seine Wohnungstür.

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