Urlaub in Syrien: Ein Erlebnisbericht
dergeschichtenerzaehler, Dienstag, 30. Dezember 2008, 22:02
Wie man auf die blöde Idee kommt in Syrien Urlaub zu machen, werdet ihr euch jetzt fragen…Tja wenn ich das wüsste.
Der Staat Syrien liegt im Süden der Türkei und grenzt an die gefährlichsten Krisenregionen der Erde. Eingequetscht zwischen den im Westen liegenden Libanon und dem im Osten liegenden Irak ist Syrien nicht gerade gut aufgestellt und dann ist da noch der Clinch mit Israel um die Golanhöhlen.
Warum man Syrien dennoch mal einen Besuch abstatten sollte, werde ich in den folgenden Zeilen bilderreich begründen.
Am Anfang hatten wir wirklich Angst in das von den Amerikanern als Terrorstaat bezeichnete Land zu fahren. Wir sind im osttürkischen Reyhanli über die Grenze nach Syrien gefahren und das erste was wir von Syrien zu sehen bekamen war ein wütender Mopp der versuchte über die Grenze in die Türkei zu entkommen und gnadenlos von der Polizei verprügelt wurde. Dieser Vorfall nahm uns nicht gerade die Angst vor den Dingen die noch kommen sollten.
An der syrischen Grenzstation sollten wir aussteigen und unsere Reisepässe stempeln lassen. Die Gegend außerhalb des Busses war karg, heiß und alles war mit einem leichten Staub überzogen. Mitten in dieser Mondlandschaft stand ein halbwegs offiziell aussehendes Gebäude und darin war dann die erhoffte Passkontrolle. Elektrokabel hingen blank in der Gegend herum und wenn man es geschafft hat ohne vom Strom geschlagen zu werden, den Schalter zu erreichen, dann konnte man sich von einem mürrischen Beamten einen Stempel verpassen lassen. Dieser Stempel wird uns dann übrigens ein paar Tage später eine Menge Ärger bei der Einreise nach Israel machen aber darum soll es jetzt nicht gehen. Der Grenzbeamte hackte noch irgendetwas in seinen uralten PC und ließ uns dann wieder gehen. Wir waren nun offiziell in der nach eigenen Aussagen benannte: Wiege der Zivilisation; Syrien
Links das wunderschöne Grenzgebäude und rechts der Führer der Syrer Herr Assad persönlich Bild aus Google Earth
Die Fahrt ging nun weiter nach Aleppo mitten durch die Mondlandschaft und wir nutzten die Zeit um noch einmal jeden von uns einzuschwören, dass wir ab sofort nur noch I-Staat und nicht Israel sagen und das wir keinem arabisch aussehenden Menschen erzählen werde, dass wir nach Israel fahren. Eine sehr kluge Entscheidung wie sich später noch herausstellen wird.
Unser Ziel war nun Aleppo, doch das der Bus wo ganz anders hinfahren wollte merkten wir erst als der Busfahrer stoppte. Dann redeten gleich mehrere Menschen auf uns ein doch leider verstanden wir keine der komischen arabischen Hacklaute, bis ein Mann uns das ganze Wirrwarr übersetzte indem er einfach nur: „Change the bus!“ sagte. Na toll. Wir verließen also den Bus und standen mitten im Nirgendwo und ein anderer Bus war nicht in Sicht. Zum Glück stand der Busfahrer noch neben uns und rauchte genüsslich seine Zigarette. Dann kam eine Art Minibus angefahren. In den Minibus hätten wir eigentlich nicht mehr reingepasst, da schon eine Menge Leute darin saßen. Doch für unseren Busfahrer war das Ding noch längst nicht voll genug. Er bezahlte den Minibusfahrer und sagte diesem (wahrscheinlich wir haben es ja nicht verstanden), dass er uns nach Aleppo mitnehmen sollte. Wir zwängten uns also in diesen klapprigen Hyundai und fuhren so schnell durch die Landschaft, dass man Angst haben musste, dass der Bus bald auseinanderfliegen wird. Auf der Fahrt nach Aleppo lernten wir einen netten marokkanisch stämmigen Franzosen kennen der ein paar Brocken arabisch konnte und uns in Aleppo ein bisschen begleiten wollte.
Der Franzose im, für syrische Verhältnisse nur halb leeren, Minibus. Eigentlich mag ich ja keine Franzosen aber der war wirklich nett...:-)
Der Bus hielt in irgendeinem stinkigen Hinterhof und mich traf der Kulturschock nun vollends unvorbereitet. Der Gestank, die vielen verrückt wirkenden Menschen und der noch verrücktere Autoverkehr taten ihr Übriges. Wir bekamen das volle arabische Programm ab.
Trotzdem warfen wir uns in das Getümmel, denn es wurde zu allem Übel auch noch dunkel und wir mussten unser Hotel noch finden.
Der Franzose aus dem Bus kannte sich anscheinend Prima in dieser Welt aus und führte uns durch die Stadt. Er zeigte uns zum Beispiel wie man eine 5 spurige Straße überquert ohne überfahren zu werden, denn Fußgängerampeln gab es ja keine. Man läuft einfach mitten rein in den Verkehr und zu aller Überraschung halten die Autofahrer sogar an oder fahren langsamer. Jedoch gilt: Wer zögert oder Angst hat verliert. Ich blieb mitten auf der Fahrbahn stehen und wurde prompt angefahren. Zum Glück traf es nur meinen Rucksack und ich hatte meine Lektion gelernt. Ja nicht stehenbleiben!
Augen zu und durch oder einfach die Einheimischen als Human Shield benutzen (Stand so als Tipp im Lonely Planet für Cairo)
Eine halbe Stunde später fanden wir dann unser Hotel. Ein alter Mann saß in der Rezeption und verkaufte uns für ein paar Euros zwei gammlige Zimmer und wir krachten uns in die Betten…
Was für ein Tag.
Der Staat Syrien liegt im Süden der Türkei und grenzt an die gefährlichsten Krisenregionen der Erde. Eingequetscht zwischen den im Westen liegenden Libanon und dem im Osten liegenden Irak ist Syrien nicht gerade gut aufgestellt und dann ist da noch der Clinch mit Israel um die Golanhöhlen.
Warum man Syrien dennoch mal einen Besuch abstatten sollte, werde ich in den folgenden Zeilen bilderreich begründen.
Am Anfang hatten wir wirklich Angst in das von den Amerikanern als Terrorstaat bezeichnete Land zu fahren. Wir sind im osttürkischen Reyhanli über die Grenze nach Syrien gefahren und das erste was wir von Syrien zu sehen bekamen war ein wütender Mopp der versuchte über die Grenze in die Türkei zu entkommen und gnadenlos von der Polizei verprügelt wurde. Dieser Vorfall nahm uns nicht gerade die Angst vor den Dingen die noch kommen sollten.
An der syrischen Grenzstation sollten wir aussteigen und unsere Reisepässe stempeln lassen. Die Gegend außerhalb des Busses war karg, heiß und alles war mit einem leichten Staub überzogen. Mitten in dieser Mondlandschaft stand ein halbwegs offiziell aussehendes Gebäude und darin war dann die erhoffte Passkontrolle. Elektrokabel hingen blank in der Gegend herum und wenn man es geschafft hat ohne vom Strom geschlagen zu werden, den Schalter zu erreichen, dann konnte man sich von einem mürrischen Beamten einen Stempel verpassen lassen. Dieser Stempel wird uns dann übrigens ein paar Tage später eine Menge Ärger bei der Einreise nach Israel machen aber darum soll es jetzt nicht gehen. Der Grenzbeamte hackte noch irgendetwas in seinen uralten PC und ließ uns dann wieder gehen. Wir waren nun offiziell in der nach eigenen Aussagen benannte: Wiege der Zivilisation; Syrien
Links das wunderschöne Grenzgebäude und rechts der Führer der Syrer Herr Assad persönlich Bild aus Google Earth
Die Fahrt ging nun weiter nach Aleppo mitten durch die Mondlandschaft und wir nutzten die Zeit um noch einmal jeden von uns einzuschwören, dass wir ab sofort nur noch I-Staat und nicht Israel sagen und das wir keinem arabisch aussehenden Menschen erzählen werde, dass wir nach Israel fahren. Eine sehr kluge Entscheidung wie sich später noch herausstellen wird.
Unser Ziel war nun Aleppo, doch das der Bus wo ganz anders hinfahren wollte merkten wir erst als der Busfahrer stoppte. Dann redeten gleich mehrere Menschen auf uns ein doch leider verstanden wir keine der komischen arabischen Hacklaute, bis ein Mann uns das ganze Wirrwarr übersetzte indem er einfach nur: „Change the bus!“ sagte. Na toll. Wir verließen also den Bus und standen mitten im Nirgendwo und ein anderer Bus war nicht in Sicht. Zum Glück stand der Busfahrer noch neben uns und rauchte genüsslich seine Zigarette. Dann kam eine Art Minibus angefahren. In den Minibus hätten wir eigentlich nicht mehr reingepasst, da schon eine Menge Leute darin saßen. Doch für unseren Busfahrer war das Ding noch längst nicht voll genug. Er bezahlte den Minibusfahrer und sagte diesem (wahrscheinlich wir haben es ja nicht verstanden), dass er uns nach Aleppo mitnehmen sollte. Wir zwängten uns also in diesen klapprigen Hyundai und fuhren so schnell durch die Landschaft, dass man Angst haben musste, dass der Bus bald auseinanderfliegen wird. Auf der Fahrt nach Aleppo lernten wir einen netten marokkanisch stämmigen Franzosen kennen der ein paar Brocken arabisch konnte und uns in Aleppo ein bisschen begleiten wollte.
Der Franzose im, für syrische Verhältnisse nur halb leeren, Minibus. Eigentlich mag ich ja keine Franzosen aber der war wirklich nett...:-)
Der Bus hielt in irgendeinem stinkigen Hinterhof und mich traf der Kulturschock nun vollends unvorbereitet. Der Gestank, die vielen verrückt wirkenden Menschen und der noch verrücktere Autoverkehr taten ihr Übriges. Wir bekamen das volle arabische Programm ab.
Trotzdem warfen wir uns in das Getümmel, denn es wurde zu allem Übel auch noch dunkel und wir mussten unser Hotel noch finden.
Der Franzose aus dem Bus kannte sich anscheinend Prima in dieser Welt aus und führte uns durch die Stadt. Er zeigte uns zum Beispiel wie man eine 5 spurige Straße überquert ohne überfahren zu werden, denn Fußgängerampeln gab es ja keine. Man läuft einfach mitten rein in den Verkehr und zu aller Überraschung halten die Autofahrer sogar an oder fahren langsamer. Jedoch gilt: Wer zögert oder Angst hat verliert. Ich blieb mitten auf der Fahrbahn stehen und wurde prompt angefahren. Zum Glück traf es nur meinen Rucksack und ich hatte meine Lektion gelernt. Ja nicht stehenbleiben!
Augen zu und durch oder einfach die Einheimischen als Human Shield benutzen (Stand so als Tipp im Lonely Planet für Cairo)
Eine halbe Stunde später fanden wir dann unser Hotel. Ein alter Mann saß in der Rezeption und verkaufte uns für ein paar Euros zwei gammlige Zimmer und wir krachten uns in die Betten…
Was für ein Tag.
gorillaschnitzel,
Dienstag, 30. Dezember 2008, 23:15
Das Human-Shield-Prinzip gilt auch für den chinesischen Straßenverkehr: Glaube nicht, dass ein Auto an einer Ampel hält, nur weil die grade rot hat. Oberste Regel: Walk, when the Chinese walk and walk fast. Am besten links 10 Chinesen, rechts 10 Chinesen. Das erhöht die Verkehrssicherheit für Mitteleuropäer immens.
dergeschichtenerzaehler,
Dienstag, 30. Dezember 2008, 23:41
Ja ein tolles Prinzip...Is nur blöd wenn gerade niemand da ist, den man benutzen kann. Oder andere Touristen einen selbst als Shield benutzen. Es geht aber auch so, aber ganz wohl fühlte ich mich nie dabei...
pathologe,
Mittwoch, 31. Dezember 2008, 08:04
Herr Gorillaschnitzel, genau aus diesem Grund, 10 Einheimische links und 10 rechts als national begruendete Pufferzone, nennen wir uns ja Mitteleuropaeer.
Hier in Qatar wird das schwieriger, wenn einen so ein Dreitonner Landcruiser erwischt. Bei Stadtgeschwindigkeiten fuer Auslaender von 80km/h und fuer Einheimische von 120km/h hinterlaesst man da eher einen etwas verwischten Eindruck.
Hier in Qatar wird das schwieriger, wenn einen so ein Dreitonner Landcruiser erwischt. Bei Stadtgeschwindigkeiten fuer Auslaender von 80km/h und fuer Einheimische von 120km/h hinterlaesst man da eher einen etwas verwischten Eindruck.
dergeschichtenerzaehler,
Mittwoch, 31. Dezember 2008, 16:12
Habt ihr keine Ampeln in Qatar? Was für ein rückständiges Land... :-)
einen etwas verwischten Eindruck he he gefällt... Du hast doch nicht etwa auch 3 Semester Zynismus gehabt he?
einen etwas verwischten Eindruck he he gefällt... Du hast doch nicht etwa auch 3 Semester Zynismus gehabt he?
pathologe,
Sonntag, 4. Januar 2009, 13:55
Ampeln gibt es hier schon, aber was interessiert einen Kameltreiber schon so ein rotes Birnchen irgendwo in der Landschaft? Oder noch schlimmer: hinten am eigenen Auto, wo man es eh nicht leuchten sieht?
karsten bier,
Mittwoch, 31. Dezember 2008, 03:04
Hab gehört, dass der Golan-Abbau in den Höhlen sehr lukrativ sein soll und der Streit nur wegen den dort vorhandenen Ressourcen so heftig ist...
pathologe,
Mittwoch, 31. Dezember 2008, 08:07
Herr Bier, es ist doch ganz logisch, dass durch die massenhafte Beschiesserei der ganze Golan voller Einschussloecher und Hoehlen ist. Und dort foerdert man nun mal den Grundstoff fuer Goga-Golan.
dergeschichtenerzaehler,
Mittwoch, 31. Dezember 2008, 14:13
Interessant: Da wissen Sie mal wieder mehr als ich.
Ein Glück, dass Syrien ein so friedliches Land ist (wahrscheinlich eher deshalb, weil man militärisch total unterlegen ist) und die Höhlen nicht angreift. Das würde doch den weltweiten Vergiftungsprozess mit Goga Golan erheblich behindern.
Ein Glück, dass Syrien ein so friedliches Land ist (wahrscheinlich eher deshalb, weil man militärisch total unterlegen ist) und die Höhlen nicht angreift. Das würde doch den weltweiten Vergiftungsprozess mit Goga Golan erheblich behindern.
murmeltier,
Sonntag, 4. Januar 2009, 13:34
Ich hoffe mal schwer, dass es eine Fortsetzung dieses Beitrags gibt. Wegen der Einreise ins I-Land. Und als selbst schon in arabischen Ländern Herumgereister bitte ich um die Beschreibung von Toiletten. (Ich hatte mir mal in Marokko vor lauter Ekel beim Kacken vor die eigenen Füsse gekotzt ...)
dergeschichtenerzaehler,
Sonntag, 4. Januar 2009, 16:56
Da sind Sie hier ja genau richtig Herr Murmeltier. Ausführliche Klo und Bad Berichte sind schon in Arbeit und ein Teil 2 Der Ankunft in Syrien ist eigentlich schon längst fertig. Ich warte nur noch darauf, dass das Internet bei mir wieder funktioniert...Müsste Montag so weit sein...
Und die Einreise nach Israel erst ha ha ha...ganze 5 Stunden saßen wir an der Grenze rum bis man festgestellt hat, dass wir keine bösen Terroristen sind. Ein Spaß für jeden, der gerne mal im Grenzgebiet Urlaub macht. Da ich aber ganze 6 Wochen unterwegs war müsste ich schon ein Buch veröffentlichen um die ganzen Geschichten zu erzählen....
Und die Einreise nach Israel erst ha ha ha...ganze 5 Stunden saßen wir an der Grenze rum bis man festgestellt hat, dass wir keine bösen Terroristen sind. Ein Spaß für jeden, der gerne mal im Grenzgebiet Urlaub macht. Da ich aber ganze 6 Wochen unterwegs war müsste ich schon ein Buch veröffentlichen um die ganzen Geschichten zu erzählen....