Kronen Wolf
„Gunter, ich sag‘s dir. Der Wolf schränkt meine Freiheit ein. Ich fühle mich schon fast wie in einer Diktatur, so innerlich.“, sprach das Schaf, dessen Fell schon ganz zersaust war, denn es war schon lange nicht mehr beim Friseur gewesen.
„Man sollte es nicht mit einer Diktatur vergleichen. Die äußeren Umstände zwingen uns nun mal zu gewissen Maßnahmen, die sinnvoll sind, solange der Corona Wolf da draußen sein Unwesen treibt.“, erklärte Gunter Guthmensch mit sanfter Stimme.
„Hör auf, ihn Corona Wolf zu nennen. Er ist ein ganz normaler Wolf, so wie der letztes Jahr, der sich hauptsächlich von Häschen ernährt hatte.“, schimpfte das Schaf.
„Man nennt ihn so, weil er sich eine Krone aus Schafsknochen gebastelt hat und damit wie ein König umher stolziert. Corona heißt Krone. Er ist wahnsinnig geworden, völlig durchgedreht. Angeblich hatte er eine angegammelte Fledermaus verspeist und seitdem ist er so bekloppt. Er muss in Therapie, das ist ganz klar.“
„Warum nennt man ihn dann nicht Kronen Wolf? Warum muss man immer alles so kompliziert machen, für uns einfachen Schafe? Außerdem habe ich den Corona Wolf noch nie gesehen und auch noch kein Schaf getroffen, dass ihn gesehen hat. Ich glaube man erzählt uns das nur, damit wir diese bescheuerten Masken tragen müssen.“
„Hättest du den Wolf gesehen, ständest du jetzt nicht putzmunter hier und könntest lamentieren, wie schlecht es dir doch ergehe. Und die Masken sind keineswegs bescheuert. Das ist die einzige Möglichkeit eine Wolfsbegegnung zu überleben. Der Corona Wolf ist nicht nur wahnsinnig, sondern auch ganz schön bescheuert, sodass die Chance besteht, dass man ihn mit einer einfachen Maske täuschen kann.“, sagte Gunter Guthmensch und das Schaf schüttelt energisch mit dem Kopf.
„Es ist ja nicht mal bewiesen, dass die Maske wirkt. Am Ende habe ich wochenlang unter der Sklaverei einer Maske gelitten und dann frisst der Wolf mich trotzdem.“
„Aber immerhin kannst du dir dann sicher sein, dass er existiert. Gewissheit kann sehr befriedigend sein.“, sagte Gunter Guthmensch und lachte.
„Und schon wieder schränkst du meine Meinungsfreiheit ein. Man darf einfach nichts mehr sagen, ohne dass man sofort freche Widerworte bekommt.“, schimpfte das Schaf heftig.
„Meinungsfreiheit heißt ja nicht, dass man unwidersprochenen Blödsinn erzählen kann. Wer das möchte, sollte sich vielleicht doch lieber mit Selbstgesprächen beschäftigen. Dein Problem, Schaf, ist doch, dass du diese Diskussion als einen Kampf siehst, wo es nur einen Gewinner geben kann. Dabei könntest du ebenso als Gewinner aus dieser Diskussion gehen, wenn du darüber nachdenkst, ob dein Gegenüber vielleicht in einigen Dingen doch Recht hat und du deine Meinung anpasst. Dann bist du nämlich schlauer als vorher.“
„Aber ich möchte meine Meinung nicht ändern, ich möchte Recht haben und nicht du.“
„Du möchtest also ein ignoranter Idiot bleiben. Sag das doch gleich. Das spart eine Menge Diskussionszeit.“

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