Samstag, 30. April 2016
Der Blick
Letztens habe ich in der U-Bahn eine erschreckende Beobachtung gemacht. Ein Mann in den 40ern, leicht ungepflegt, übergewichtig und in alten Klamotten gekleidet, sprach eine fremde Frau an und sagte zu ihr: „Ich beobachte dich ganz genau, du Miststück. Wehe du klaust was aus meiner Tasche!“
Die Frau kam wahrscheinlich gerade aus dem Büro, denn sie trug einen schicken Businessanzug und war dezent geschminkt.
Jetzt fragt man sich wahrscheinlich, warum der Mann so etwas gesagt hatte. Das ergibt ja gar keinen Sinn! Ich muss mir das ausgedacht haben…aber nein.

Die Frau hatte eine schwarze Hautfarbe.

Das ergibt natürlich immer noch keinen Sinn, aber man kann sich nun wohl eher vorstellen, warum der Mann das gesagt hatte. Ich möchte mich gar nicht erst über solche Leute auslassen, denn dann ist man kein Stück besser. Mich erschrak nur diese völlige Aberkennung der Realität, der tiefe Glaube etwas „Besseres“ zu sein, nur weil man die „richtige“ Hautfarbe trägt.
Erschrocken war ich auch über die Antwort der Frau. Sie warf ihm nur einen Blick zu, völlig ohne Worte und Gestik. Aber dieser Blick hatte es in sich! Voller Hass und Abscheu. Ein Blick dem man nicht gewachsen sein konnte, der wirksamer war als ein Schlag in die Fresse. Der haute mich aus den Socken. Diesen Blick, den hatte sie nicht zum ersten Mal geworfen, denn darin konnte man die Verzweiflung und die Verbitterung des alltäglichen Rassismus sehen. Sie hatte ihn trainiert, unfreiwillig.
Das arme Würstchen versank tief in den Sitz und fühlte sich ganz elendig. Rassismus hinterlässt Opfer auf beiden Seiten, es ist der Hass, der sich tief ins Herz hinein frisst und dort böse Narben hinterlässt. Der Mann, der sich wie in einem Alkoholrausch kurz besser fühlt und dann hinterher nur noch mehr Hass und Wut in sich trägt, wie einen üblen Kater, der ihn immer weiter zerstört. Und die Frau, die einfach nur ein normales Leben in diesem Land führen möchte und an diesen Menschen verzweifelt.

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Mittwoch, 13. Januar 2016
Apfelexpertise
Äpfel sind großartig. Ich verspeiste mal einen.
Seitdem bin ich Experte auf diesem Gebiet.

Die Usability des Apfels sucht seinesgleichen, jedoch stört mich die oben angebrachte Antenne. Sicher ist das Design timeless und Traditionsapproved, aber hätte man nicht dennoch die Antenne ins Gehäuse integrieren können, wie es bei modernen Devices üblich ist?
Ein weiteres Problem beim Apfel sind die dunklen Druckstellen, die entstehen, wenn man die Touchoberfläche zu ruppig bedient.
Zum Abschluss möchte ich noch festhalten: Der Apfel besticht durch seine coole Awesomenität in puncto Fruitness und Farbdiversity. Auch sein Odor de vivre, den er aktiv aussendet, lockt den Costumer schneller in die Shoppinglokalität als man daran schnuppern kann.

Great product nature inc.!

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Montag, 28. Dezember 2015
Warme Weihnachten
Afghanen spielen beim Krippenspiel am Heiligabend mit, ja auch das ist Sachsen. Und dann sind natürlich die Flüchtlinge wieder da, die in den Westen geflohen sind. Meine Generation. Wir überfallen das Land wie die Heuschrecken, essen Gänsebraten und am 28. sind wir alle wieder fort. Vollgefressen!

Auf der langen Hinfahrt habe ich mich mit einer Brasilianerin unterhalten. Auch die feiern Weihnachten, haben aber nur einen „fake tree“, keinen echten Weihnachtsbaum. Aber ansonsten ist alles doch so ziemlich gleich, da auf der anderen Seite der Erde. Das ist so ein versöhnlicher Gedanke, der da in mir aufkeimt, wirkt die Welt doch manchmal so kompliziert. Na gut, Sie mag das Essen hier nicht, aber auch das kann ich verstehen. Immer so viel Fleisch, wofür man Unmengen Soja aus Brasilien benötigt und dort alles kaputt macht.
Vollgefressen!

Und auf der Rückfahrt habe ich mit einem Thüringer unterhalten, der mal für längere Zeit auf Kuba war. Obwohl die Kubaner so wenig haben, sind sie doch viel reicher als wir. Denn sie sind glücklicher. Was für eine platte Weisheit, aber wir werden das trotzdem nie kapieren. Und die verspüren dort nicht mal das gierige Verlangen nach iPhones! Die können sich keine elektronischen Geräte besorgen, wofür arme Menschen ausgebeutet wurden, um sich für einen kurzen Moment ein bisschen Glück zu erkaufen.
Vollelektronisch!

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Mittwoch, 13. Mai 2015
Der Telefonkonzern
Der Techniker kommt nicht mehr, aber bis man sich das selbst überhaupt eingestehen kann, vergeht schon einige Zeit. Bei mir sind es ganze 3 Tage, die ich in Selbstmitleid verbringe, ob meiner gekappten Internetverbindung. Dann rufe ich den Kundenservice des Telefonanbieters an, der sich um die Aktivierung meines Anschlusses kümmert:
„Hallo! Na endlich, ich warte schon seit Stunden in der Warteschleife.“
„Was ist denn das Problem?“
„Der Techniker war nicht da! Er war mir versprochen, aber er kam nicht.“
„Haben Sie sich nicht vorher informieren können? Man weiß doch, dass der Techniker niemals beim ersten Termin erscheinen wird. Vielleicht und nur wenn man ganz viel Glück hat beim Fünften, aber doch nie und nimmer beim Ersten. Selbst wenn Sie der Internetpapst persönlich wären, geschieht das nicht. Wie kamen Sie denn überhaupt auf die Idee, ihren perfekt funktionierenden Internetanbieter zu wechseln? So unwissend kann man doch wirklich nicht sein.“
„So dann hätte ich gerne einen fünften Termin!“
„Na Sie sind wohl einer von der cleveren Sorte? Sie bekommen jetzt einen zweiten Termin. Seien Sie bitte am 8 Mai rund um die Uhr verfügbar.“
„Da werde ich sicher nicht da sein, der Techniker kommt ja sowieso nicht.“
„Zugegeben, die Chance, dass er bei Ihnen klingelt, mag gering sein, aber eben nur gering und nicht vollständig unmöglich. Es soll schon Leute gegeben haben, die beim zweiten Termin den Techniker antrafen. Zum Beispiel, wenn im selben Treppenhaus ein fünfter Termin dran ist und der Techniker früh fertig geworden ist. Wenn er dann noch etwas Zeit hat und sich in der richtigen Stimmung befindet, dann könnte er womöglich bei Ihnen anschellen. Jetzt wäre es aber fatal, er käme zu Ihnen und träfe Sie nicht an. Dann landen Sie sofort auf der roten Liste und werden wahrscheinlich nie wieder einen Techniker zu Gesicht bekommen. Zumindest nicht in diesem Leben!“
„Ich bin doch Kunde und der Kunde ist König!“
„Aber natürlich, jeder Kunde ist König, aber doch nicht alle gleichzeitig. Warten Sie, bis Sie an der Reihe sind!“
„Das ist doch eine Frechheit. Ich möchte ihren Vorgesetzten sprechen.“
„Aber sicher doch, ich bewundere ihren Eifer. Doch er resultiert ja doch nur aus der Tatsache, dass sie einfach noch nicht so oft mit dem Telefonkonzern in Kontakt getreten und daher noch sehr unerfahren sind. Ich möchte es Ihnen so schonend wie möglich beibringen. Natürlich kann ich Sie mit meinem Vorgesetzten verbinden, doch das wird nicht viel helfen. Denn auch wenn er mein Vorgesetzter ist, ist er dennoch einer der niedrigsten Angestellten im Konzern. Aber selbst das wäre noch übertrieben formuliert, denn er ist gar nicht so richtig im Konzern angestellt, sondern nur in einem Subkonzern. Wir befinden uns nicht mal im selben Gebäude, ja nicht mal in der selben Stadt. In Wirklichkeit treten wir nur sehr wenig mit dem Konzern in Kontakt. Wir können lediglich die Technikertermine vergeben und wütende Anrufer mit fahlen Ausreden beruhigen.“
„Dann macht der Konzern aber einen großen Fehler! Wir als Verbraucher haben Macht! Wir werden uns gemeinsam wehren!“
„Das mag im ersten Augenschein so wirken, als ob der Konzern da einen großen Fehler macht, aber dem ist nicht so. Der Konzern macht nie Fehler. Der einzige Fehler, den er sich vielleicht zuschreiben könnte, ist zu gütig zu sein. Denn er benötigt nur ihr Geld, alles andere, das Anbieten und Unterhalten der Internetverbindung, die Werbung, der Kundenservice unternimmt er doch nur aus reiner Gutmütigkeit Ihnen, dem Verbraucher, zuliebe. Das könnte er auch genauso gut sein lassen, denn Sie sind ihm aufgrund seiner Monopolstellung sowieso hoffnungslos ausgeliefert. Doch zum Abschluss des Gesprächs, hätte ich noch eine persönliche Frage. Wie zufrieden sind Sie mit dem Kundenservice des Telefonkonzerns? Doch bevor Sie antworten, denken Sie lieber noch eine kurze Zeitspanne nach, denn das landet alles in ihrer Kundenakte und obwohl wir eigentlich dazu angehalten sind unsere Kunden in dieser Frage unbeeinflusst zu lassen, will ich Ihnen dennoch eine Hilfestellung geben. Bleiben Sie kooperativ! Versuchen Sie nicht das Unternehmen zu erzürnen, schon gar nicht mit Kritik. Schon dass Sie hier angerufen haben, hat man Oben nicht ohne ein Zähneknirschen registriert. Sie wollen doch Ihren Standpunkt nicht noch weiter verschlechtern.“
„Ich bin äußerst unzufrieden mit dem Kundenservice!“
„Oh je! Das ist quasi Selbstmord, was Sie gerade getan haben. Vergessen Sie ihren Internetanschluss. Warum sind Sie auch so stur? Es wird in den nächsten Minuten ein Techniker zu Ihnen kommen und ihre Telefonkabel restlos entfernen. Seien Sie bitte verfügbar. Danke! Auf Wiederhören!“

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Sonntag, 25. Januar 2015
Man kann es kaum glauben, aber auch wir Sachsen sind nicht überall willkommen
Es ist mir bis jetzt ja nur ein einziges Mal passiert, dass mich jemand aufgrund meiner Herkunft herablassend behandelte.
Es passierte vor ein paar Jahren in Selb, das liegt in Bayern, nicht unweit der sächsischen „Grenze“, auf einem Supermarkt Parkplatz. Mein Kumpel hatte seinen Wagen zu nah an den Wagen eines Rentnerehepaares geparkt. Der Rentner regte sich maßlos auf, beschimpfte uns als Dreackspock und noch andere Wörter, die ich nicht genau verstand, da man dort so eine komische Mischung aus bayrisch und böhmisch spricht. In seinen Augen waren wir dumme Ossis, die den hochwohlgeborenen Bayern die Arbeitsplätze, Frauen und was weiß ich wegnehmen. Das hatte er sofort an dem sächsischen Kennzeichen unseres Autos erkannt, doch lustigerweise ist mein Kumpel gar kein Sachse, sondern in der Nähe von Selb aufgewachsen und dann erst später nach Sachsen gezogen. Und natürlich kennt er diese selbstgerechte Gutsherrenmentalität, die manche Leute in dieser Gegend gerne am Stammtisch heraus posaunen. Mein Kumpel bekam einen hochroten Wutkopf, baute sich vor dem fiesen Rentnermännlein auf und machte ihn, in diesem unverständlichen Dialekt aus bayrisch und böhmisch, einen Kopf kürzer.

Natürlich hätte ich mich von diesen Arschlöchern ungerecht behandelt fühlen und dieses Gefühl dann andere Menschen weitergeben können, die ich dann als Sachse wiederum ungerecht behandeln darf, weil ich mich selbst als was „Besseres“ sehe, weil sie vielleicht Tschechen, Polen oder Muslime sind.
Ich habe aus dieser Situation gelernt, dass ich mich nicht von Arschlöchern infizieren lassen und das man denen ruhig mal, wenn es die Situation erlaubt, ihre eigene Dämlichkeit vor Augen halten sollte.

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Freitag, 12. Dezember 2014
Wer bin ich? Identitäter analysiert...
Während die Islamisierung in meiner Heimat Sachsen unaufhaltsam voranschreitet und wahrscheinlich schon in 100 Jahren 1% der Bevölkerung Muslime sein werden, wohne ich schon seit einiger Zeit im Duisburger Norden, ein Ort, wo der Islam keine Randerscheinung ist. Das, wovor ein paar dumme Nazis und der berühmte „besorgte“ Bürger in Dresden höllisch Angst haben, ist hier schon längst Realität.

Mein Leben hat sich natürlich geändert. Zum Beispiel hat mir mal der Kosovo-Albaner, der im Nachbarhinterhof eine Moschee unterhielt, mir stolz gezeigt, wie toll und gerade er seine Hecke geschnitten hatte. Dabei habe ich in meinem Leben noch nie eine Hecke geschnitten, obwohl mir das doch eigentlich im Blut liegen müsste. So leicht bringt man mich in Verlegenheit. Und dann mag ich auch noch keine Weihnachtsmärkte und diese ganze mystische Tradition aus ekligem Glühwein und LED Lichterketten Las Vegas Style, das so gar nichts mit Jesus und seiner Geburt zu tun hat. Aber auch das gibt es, denn hier haben türkische Muslime den Stadtteil in Lichterketten gehüllt und einen Weihnachtsmarkt veranstaltet. Mit Glühwein und Bratwurst! Es wird immer schlimmer! Einige Leute wissen schon gar nicht mehr wohin mit ihren Vorurteilen!

Vielleicht bin ich auch gar kein echter Deutscher, dieser Gedanke geht mir schon länger im Kopf herum. Ich bin ja sogar laut Geburtsurkunde gar nicht in der BRD geboren, sondern Ausländer. 4 Jahre DDR, 4 Jahre war ich dem sozialistischem Kulturkreis ausgesetzt. Trotzdem werde ich hier in Duisburg bevorzugt behandelt. Ich komme ohne Probleme in die Diskothek, darf mir eine Wohnung in einem Mietshaus nehmen, wo man nur Deutsche wohnen lässt und bekomme auch einfacher einen Job, weil ich keinen ausländisch klingenden Namen habe. Ein Mensch, der hier in Duisburg geboren ist, aber türkische Eltern hat, besitzt nicht diese tollen Privilegien. Dabei bin ich doch der Ausländer aus dem nahen Osten!
Und wenn man sich jetzt fragt, warum diese Generation wieder vermehrt türkisch spricht und sich auch stärker dem Islam zuwendet, dann ist die Antwort ja ganz einfach: Identität! Sie fühlen sich nicht als Deutsche, weil man sie aussperrt und diskriminiert. Die Ersatzidentität ist der Islam und die türkische Sprache. Die Flucht in eine Parallelgesellschaft. Und obwohl viele, ja besonders Intellektuelle das Kopftuch als Unterdrückung sehen, ist es vielleicht auch einfach der Versuch öffentlich zu zeigen, dass man eine Identität hat, dass man stolz zeigt, wer man ist und dass man irgendwo dazu gehört. Kein Niemand ist!
Und dann kommt der CSU Mann aus dem kulturell fernem Bayern und will ihnen vorschreiben, dass sie zu Hause Deutsch sprechen und somit ihre Identität wieder aufgeben sollen. Die Methode Holzhammer war schon immer einfacher, als sich wirklich mal ernsthaft in die Lage anderer Menschen zu versetzen.
Und natürlich spreche auch ich kein Deutsch zu Hause, sondern murmle ganz heimlich sächsisch vor mich hin. Aber pssst! Das darf der böse CSU Mann nie erfahren.

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Montag, 13. Februar 2012
Ein einfaches Ja genügt...
...und der Oberbürgermeister ist weg.
Wenn man doch jeden bescheuerten CDU Politiker so leicht abwählen könnte...

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Mittwoch, 4. Januar 2012
Die beste Serie "ever" und nebenbei ein (verkanntes?) wichtiges Kulturgut
Die deutsche Krimilandschaft ist eine Wüste, sodass man sogar die Tatort Reihe als Oase bezeichnen muss, obwohl diese nicht nur langweilig und einfallslos daherkommt, sondern auch noch markante Schwächen in schlechten Dialogen aufweist und nebenbei noch gesellschaftliche Themen (mindestens 3 in einer Folge) auf RTL Niveau verwurstet.

Keine Frage, der Tatort ist meist grottenschlecht und ich schaue ihn mir eher aus Gewohnheit (früher waren die ja noch besser) und der Hoffnung auf einen Guten an, aber er ist trotzdem noch besser (ja es geht noch schlimmer) als andere Formate in Deutschland.

Bei den Krimiserien haben eh die Amerikaner die Nase vorn. Und mit einer Serie haben sie wirklich ein Kunstwerk geschaffen, welches auf lange Zeit unerreicht bleiben wird: Dexter

Hinter dem schlichten Namen versteckt sich ein geniales Meisterwerk, welches den Tatort im Vergleich dazu wie ein amateurhaftes Bühnenstück mit Laiendarstellern erscheinen lässt.

Warum die Serie in Deutschland nur ein Schattendasein fristet und nur auf dem Idiotensender RTL2 läuft, frage ich mich schon seit längerem. Ich habe noch nie so eine gute, intelligente und trotzdem wahnsinnig spannende Serie gesehen. Wer einmal mit Dexter anfängt, kann nicht so schnell wieder aufhören und ich versuche auch mal zu erklären, warum das so ist:

Es fängt schon bei der musikalischen Untermalung an. Man benutzt immer wiederkehrende Motive wie in einer Oper. Für die ganze Serie gibt es erstaunlich wenige Musiksequenzen und die Motive werden nur an wichtigen Stellen zu Hervorhebung eingesetzt. Es gibt jazzlastige Partymusik für das Nachtleben in Miami, schaurige, gruslige Musik (die übrigens mit echten Knochen eingespielt wurde) für die Serienkiller und hektische Musik, wenn Dexter in Aktion ist.
Die Musik ist auf hohem Niveau, ist sehr gut komponiert und mit Bedacht eingesetzt. Hier gibt es Qualität statt Quantität. Auch wenn die Musik sich bis zur letzten Staffel dauernd wiederholt, wirkt es nicht eintönig, sondern stellt eher Kontinuität und auch Routine (des Tötens usw.) dar.

Die Darsteller wirken bis auf wenige Ausnahmen (der klischeehaft perverse Asiate nervt) sehr glaubhaft. Die Hauptfigur Dexter, gespielt von Michael C. Hall, ist dabei die Komplizierteste und verlangt dem Schauspieler einiges ab. Ich bin begeistert, wie er es schafft auf der einen Seite den harmlosen Laboranten zu spielen und dann wenig später einen eiskalten, muskelbepackten Killer.

Die Handlung grob umrissen: Dexter arbeitet als Blutanalyst bei der Polizei und zusätzlich ist er noch ein Serienkiller. Was im ersten Moment äußerst schwachsinnig und typisch amerikanisch klingt, ist in Wirklichkeit ein komplexes Thema philosophischer Natur. Dexter kann man am besten mit der Romanfigur Harry Haller aus Hermann Hesses Werk Der Steppenwolf vergleichen. In der Person leben 2 Seelen: Eine bürgerlich angepasste Seite und die Seite des Wolfes; einsam, sozialkritisch und mörderisch (wobei letzteres nicht auf Haller zutrifft).
Hermann Hesse vertritt die These, dass das Gute und Böse einander bedingen. Und auch Dexter kann ohne seine bösen Taten, das Töten von Menschen, nicht leben (und damit Gutes tun. Er kümmerst sich um seinen Sohn, klärt Mordfälle auf und verhindert durch die Tötung von "bösen" Menschen, weitere "böse" Taten).

Es ist erstaunlich, wie die Serie es schafft, dass man sich als Zuschauer mit einem Serienkiller identifizieren kann, ja ihn sogar sympathisch findet und die Eigenschaft des „dark passengers“ (den bösen Teil seiner Seele) als normale menschliche Eigenschaft ganz langsam akzeptiert. Dass Dexter nur wirklich böse Menschen tötet, würde ich eher als Kompromiss sehen, weil es dem Zuschauer eine positive Annäherung an die Figur leichter macht. Man erkennt, dass Gutes nicht ohne Böses entstehen kann (und umgekehrt) und stellt damit eigentlich unsere gesamten Moral- und Wertvorstellungen auf den Kopf, kommt aber einer wichtigen Erkenntnis über die menschliche Psyche einen gewaltigen Schritt näher.

Was Goethe schon in seinem Faust thematisierte, lebt äußerst anschaulich in der Serie Dexter weiter und ist somit ein Glanzstück, der westlichen Kultur.

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Dienstag, 29. November 2011
DACKELKORD
Es war ein sonniger Samstagmorgen. Der Postbote klingelte und ich schritt freudig erregt die Treppe hinab zur Eingangstür, um den netten Mann in Gelb zu begrüßen.
„Das können Sie sich aber bald nicht mehr leisten. Hier Post von Ihrer Krankenkasse! Das kann nix Gutes heißen.“, sagte der Mann und spielte auf meine Gesundheit an, die er durch meine Arglosigkeit, völlig nackt im Treppenhaus umher zu wandeln, gefährdet sah.
Recht hatte der Mann. Leider!

Meine Krankenkasse, die sich aufgrund ihrer zahlreichen Fusionen mit anderen Krankenkassen, einen unausprechlichen Namen zugelegt hatte und sich in 10 Minuten in die DAKABKKOKSERBarmer OstWestNordSüd umbenennen wird, schrieb mir:

Lieber Herr Geschichtenerzähler,

Aufgrund von Spaßmaßnahmen...hihi..huch vertippt....bin leider völlig betrunken, weil ich gleich gekündigt werde, aber vorher noch diesen Brief fertig schreiben soll. Alsoooo.
Aufgrund von Sparmaßnahmen sehen wir uns gezwungen sämtliche Leistungen anzumalen...äh... zu streichen. Sie sind lediglich in Notfällen, wie zum Beispiel ein verlorener Kopf oder eine lockere Schraube abgesichert und dürfen eine Grunz huch schon wieder...Grundversorgung in Anspruch nehmen. Normale Krankheiten, wie Schnupfen oder Beinbruch heilen Sie sich bitte selbst ab oder suchen in Ausnahmefällen (Sie alte Memme!!) einen Kleintierarzt auf.

Mit besoffenen Grüßen

Ihre DACKELKORD Krankenkassenhaufengesellschaft

Ein paar Tage später saß ich dann (natürlich erkältet) beim Kleintierarzt (Ich alte Memme!!) neben einem ergrauten Lama und seinem pausbäckigen Besitzer. Eine riesige, schlanke Frau mit Hut hielt in ihren zangenartigen Händen eine grün verschuppte Echse, welche leise vor sich hin röchelte. Dann war da noch eine Katze mit rechtwinkligem Knick im Schwanz, ein völlig kahles Meerschweinchen und ein beutelloser Staubsauger. Wobei der Staubsauger sicherlich nicht krank war, sondern eher die Nagetiere, man kann ihre Art nicht eindeutig von meinem Platz aus spezifizieren, die darin gefangen waren...
„Entschuldigung, aber Ihr Lama hat mich mit Auswurf benetzt.“, sagte die Frau mit der Echse empört.
„Aber doch nur, weil Ihr Legoan gar nicht aus Lego aufgebaut ist.“, antwortete der kleine Dicke neben dem Lama.
„Es handelt sich um einen Leguan mit u. Mit UUUUU!! Spreche ich so undeutlich?“
„Mein Lama hört eben schlecht und fühlt sich schnell verarscht. Deswegen sind wir ja auch hier.“, antwortete der Mann setzte sich ein paar Stühle weiter weg.

„Was haben Sie denn eigentlich für ein Tier?“, fragte mich die Besitzerin des Staubsaugers. Sie war noch sehr jung und neugierig.
„Ich habe Schnupfen und Husten.“
„Wo sind denn Schnupfen und Husten. Haben Sie sie verschluckt, so ähnlich wie bei mir mit dem Staubsauger?“
„Nein, nein ich bin krank...ich habe kein Haustier.“, erklärte ich.
Die Besucher des Warteraumes schauten mich verdutzt an, sagten aber lieber nichts mehr. Man sah ständig Irre im Fernsehen und auf Grund dessen war man es gewohnt, schweigend zu beobachten.

Nach dem kahlen Meerschweinchen war ich endlich an der Reihe und ich betrat das Behandlungszimmer.

„Hallo Herr Doktor!“
„Guten Tag... Herr?“, fragte mich der Tierarzt.
„Geschichtenerzähler mein Name. Hören Sie! Ich habe Schnupfen und Husten und jaaaa ich weiß, eigentlich soll ich ja nur in Notfällen zu Ihnen kommen, aber ich halte dieses ständige Kranksein einfach nicht mehr aus.“
„Sie wissen aber schon, dass ich kein Doktor bin. Ich habe nicht promoviert und außerdem behandele ich nur Tiere bis zu einer gewissen Größe und Lamas eingeschlossen.“
„Aber Sie wurden mir von meiner Krankenkasse empfohlen. Hier schauen Sie! Das steht da...“, ich zeigte meinem neuen Tierarzt den Wisch der Krankenkasse Dackelkord, welche mittlerweile nicht mehr so hieß, es aber eine Website geben soll, wo der neue Name in Echtzeit aktualisiert wird.
„Das ist doch ein Scherz. Der Verfasser dieses Briefes ist offensichtlich alkoholisiert.“, erklärte der Tierarzt.
„Sehen Sie! Sie können ja doch für Menschen Diagnosen erstellen. So dumm sind Sie nämlich gar nicht.“ Ich versuchte den Tierarzt aufzumuntern. Doch der gab nicht nach.
„Bitte gehen Sie jetzt und kommen Sie erst wieder, wenn Sie ein krankes Tier besitzen.“

Mit gesenktem Kopf verließ ich die Praxis. Ich hatte keine Ahnung, wo ich auf die schnelle ein krankes Tier bekommen sollte...

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Mittwoch, 4. Mai 2011
Seltsamigkeiten
Ich war erschöpft. 10 Stunden Zug fahren machen schlapp. Fast so als ob man den Zug selber gezogen hätte.
Ich saß in der Straßenbahn, die mich vom Hauptbahnhof nach Hause fuhr.

Die Großstadt trägt sonderbare Blüten: Mir gegenüber saß eine ältere Frau, welche auf den ersten Blick völlig normal wirkte. Sie saß auf dem Platz, der für Kinderwagen und die dazugehörigen Mütter reserviert ist. Ich will ja nicht behaupten, dass sie da völlig fehl am Platz war, denn sie besaß tatsächlich einen alten Kinderwagen. So noch richtig mit Metallspeichen zwischen den kleinen Gummirädern und einer unteren Gepäckablage unter dem Hauptkörbchen mit Faltdach. Das Körbchen war liebevoll mit alten Decken ausgelegt, damit es die Gans schön weich hatte.

Ja Sie haben richtig gelesen, in dem Kinderwagen saß eine Gans. Ich musste mehrmals hinschauen, so verdutzt war ich. Es war eine ungefähr 5 Kilo schwere, weiße Gans. Die Müdigkeit spielt mir sicher einen Streich, dachte ich mir. Eine Gans in einem Kinderwagen, in der Straßenbahn, mitten in der Großstadt. Sehr witzig Gehirn!!
Die Gans schaute mich mit halb geschlossenen Augen an. Sie war überhaupt nicht aufgeregt. Anscheinend fuhr sie häufiger Straßenbahn.
Unten in der Gepäckablage des Kinderwagens saß noch ein kleiner brauner Dackel.

Ich war mir sicher, dass ich träumte, denn die anderen Passagiere beachteten die Gans überhaupt nicht. Das schien ein völlig normales Ereignis zu sein.

Ich hätte ein Foto machen sollen, habe mich aber nicht getraut. Aber wenn ich die Frau mit der Gans und dem Kinderwagen wiedersehe, werde ich Eins machen. Versprochen.

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