Der SChreibfehler
Als ich 9 Jahre alt war, wünschte ich mir zum Weihnachtsfest ein Haustier. Meinen Wunsch schrieb ich auf einen Wunschzettel und gab ihn meinen Eltern in Obhut, die einen direkten Draht zum Weihnachtsmann besaßen.
Am Abend des 24. war ich schon völlig aus dem Häuschen. Ich stellte mir vor, welches Haustier ich wohl bekommen möge und fragte mich angstvoll, ob es die Fahrt auf dem Schlitten des Weihnachtsmannes gut überstehe. Als der dickliche Mann im roten Kostüm endlich da war, konnte er mir mein Haustier gar nicht überreichen, weil es zu groß und schwer war und lehnte es vorsichtig an die Wand. Es war 2 Meter hoch und in rotes Geschenkpapier eingepackt. Ich hatte so ein Tier in dieser Form noch nicht gesehen, von der Seite betrachtet war es sehr flach, höchstens 10 Zentimeter. Vielleicht ein Flachdackel, ich hatte ja keine Ahnung.
Doch es war nur eine Haustür, die sich da unter dem Papier herausschälte. Ich hatte geschludert beim Aufschrieb meines Wunsches. Das kleine i und das e zu sehr miteinander verkräuselt. Ich wurde das Opfer meiner eigenen Sauklaue. Jedoch lies ich mir nichts anmerken und freute mich tierisch, war viel zu stolz, um meinen Fehler einzugestehen. Eifrig schleppte ich die Tür in mein Zimmer. Sie wog 20 Kilo und ich benötigte 10 Stunden dafür.
Am nächsten Tag ging ich mir ihr Gassi. Ob die Türe mal musste oder nicht, das wusste ich damals noch nicht und wollte lieber kein Risiko eingehen. Ich zerrte sie an einer Leine hinter mir her und zum Glück lag Schnee, so dass es leichter vonstatten ging als in der Wohnung. An einem Abhang setze ich mich auf meine Haustür und wir rodelten ins Tal hinab. Man glaubt gar nicht wie viel Spaß man damit haben kann.
Die anderen Kinder in meiner Altersgruppe machten sich zwar lustig, aber auch nur so lange bis ich meine schwere Tür auf sie fallen lies. Danach war Ruhe, denn die Kritiker verstummten schlagartig. Alles in allem war es doch ein tolles Geschenk und ich freute mich über meinen Schreibfehler.

Auch heute besitze ich meine Haustür noch. Sie schützt mich vor Einbrechern und nervigen Besuchern.

Ach, ich liebe diese Tür!

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