Aleppo...Stadt der Konservativen

Aleppo ist eine Millionenstadt und hat sogar noch mehr Einwohner als die Hauptstadt Damaskus.

In meinem letzten Reisebericht habe ich euch über die Ankunft in Syrien berichtet und heute geht es nahtlos an dieser Stelle weiter.

Am Morgen verließen wir also unser Hotel und machten uns auf den Weg durch die chaotische Metropole. Als einer der ersten Höhepunkte sahen wir uns das kilometerlange Soukgeflecht mal ein bisschen genauer an. Ein Souk ist eine Art Markt wo sich die Einwohner der Stadt ihre Waren kaufen können. Eigentlich ist es nur eine Straße die durch ein Blechdach vor der gnadenlosen Sonne schützt. Wenn man von der hellen Straße in das Reich des Souk tritt muss man sich erstmal an die schummrigen Lichtverhältnisse gewöhnen. Tausend Gerüche strömen auf einen ein und man muss sich gegebenenfalls die Nase zu halten. Ein europäischer Supermarkt wirkt wie ein steriler Operationssaal wenn man ihn mit den syrischen Verhältnissen vergleicht. Ganze Kühe hängen kopfüber im Weg rum und werden nebenbei ausgenommen, Hühner werden lebend verkauft und dann gibt es noch diese widerlichen Schafsköpfe.


Ein typischer Markt, auch Souk genannt.

Mit Ekel und Bewunderung liefen wir durch die engen Gassen. Doch relativ bald standen wir vor einem riesigen Problem. Wir hatten noch nichts gegessen und dieser Zustand sollte sich auch nicht so schnell ändern, denn wir kamen unfreiwillig unter die Räder des Islams, in Form des Ramadans. Der Ramadan ist ein Fastenmonat und wir haben ihn voll erwischt. Fasten bedeutet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen und nichts trinken. Natürlich haben wir das vorher gewusst, denn in der Türkei war ja auch schon Ramadan doch da gab es wenigstens etwas zu essen. In Aleppo ist man da aber deutlich strenger, denn wir fanden kein Geschäft welches uns Nahrungsmittel verkaufen wollte. Und so mussten wir also den Ramadan mitmachen, ob wir nun wollten oder nicht.
Wenigstens hatten wir etwas zu trinken. Für die Aufnahme des lauwarmen Wassers stellten wir uns in irgendeine abgeschiedene Ecke und tranken was das Zeug hält. Wir wollten ja die anderen nicht verärgern und integrierten, wenn man vom Magenknurren absieht, fast lautlos.


Ein mächtiger Eingang zur Zitadelle.

Der zweite Höhepunkt war die Zitadelle. Die Zitadelle ist eine runde Kreuzfahrerburg, die trutzig auf einer kleinen Anhöhe inmitten der Metropole steht. Ein riesiger Eingang wies den Weg zur Kasse. Da wir in der Türkei teilweise bis zu 20 Euro Eintritt für kulturelle Bauten bezahlen mussten machten wir uns auch hier auf einen gesalzenen Preis gefasst. Doch in Syrien hatte man noch nicht erkannt wie man Touristen abzockt und so musste ein Erwachsener nur einen Euro Eintritt bezahlen. Wir hatten aber unsere Studentenausweise mit und mussten sogar nur noch 10 Cent abdrücken, was uns ein bisschen beschämte, denn so knauserig sind wir ja nun auch wieder nicht. Die Burg war so wie man sich das vorstellt und mit einer Taschenlampe konnte man zum Höhlenforscher werden und die inneren Katakomben untersuchen. Wir waren relativ schnell begeistert denn in Syrien hielt man es einfach nicht nötig irgendwas abzusperren und so konnte man in jede noch so dunkle Ecke kriechen.


Wirklich keine dunkle Kammer war vor uns sicher!!

Ein paar Stunden später fanden wir dann endlich das christliche Viertel und somit auch eine Möglichkeit etwas zu essen. Das wurde auch Zeit, man ging nämlich schon langsam auf dem Zahnfleisch.
Nun ist es mal an der Zeit mit Vorurteilen aufzuräumen. Syrien ist definitiv kein Terrorstaat und man jagt auch keine Christen und Ungläubige durch die Straßen. Im Gegenteil. Wenn man ein bisschen hilflos rumschaut, kommt sofort jemand an und fragt ob er weiterhelfen kann. Die Leute schaffen es relativ schnell, dass man sich in Syrien wohlfühlt und solange man ihre Religion respektiert wird man auch nie Probleme bekommen. Wir trafen zum Beispiel auf einen älteren Herrn der konnte fast perfekt deutsch da er in Karl Marx Stadt, Chemnitz hieß in der DDR so, studiert hatte. Er war Fremdenführer in Aleppo und führte uns durch die Stadt. Er beschwerte sich, dass so wenig Deutsche nach Syrien kommen, dabei hatte er so viel zu zeigen und noch mehr zu erzählen. Ein netter Mann, ein nettes Volk, eine tolle und verzaubernde Kultur…Das ist Syrien.

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fein :-) ... und ich suche in der wohnung seit einer stunde alte fotos aus dem souk von marrakesch. verdammt, wo sind die bilder !!! (vor allem die mit den gehäuteten tierköpfen)

Ja ja suchen Sie...Ich war ja auch schon dort und ich bin deshalb sehr gespannt auf ihre Bilder. Aber bitte keinen Bärencontent. Gehäutete Tierköpfe mag ja noch gehen...:-)

Diese Stadt war Mohammed Atta immerhin eine Diplomarbeit wert.....das ist doch auch schon mal was...

Echt jetzt? Woher weißt du das?

Ja, echt jetzt....weiß ich vermutlich, weil mich das Thema interessiert (Terror jetzt). War eine Arbeit, die sich mit der Stadtentwicklung einer mittelalterlichen Stadt beschäftigte...


http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,435654,00.html

Ja ja Terror ist wirklich interessant :-)
Aber das mit dem Diplom wusste ich nicht...Danke für die Info.

Super Bilder! Ich beneide dich darum, dass du dort warst. Ich habe leider nie Zeit gefunden, mich mal ins Flugzeug zu setzen und abzudüsen.

Super! Und ich habe endlich meine ersten Kommentarspam!! Ich danke ihnen!!