Verzaubert in Damaskus
Auf unserer 6 wöchigen Reise von Dresden nach Luxor in Ägypten, sind wir am 27 Tag in Damaskus angekommen. Die syrische Hauptstadt ist eine der bekanntesten orientalischen Städte in der Welt und aus diesem Grund wollten wir uns dieses Juwel keinesfalls entgehen lassen.
Wir kamen am Abend mit dem Bus in der Stadt an. Der Busbahnhof war etwas außerhalb gelegen, was man bestimmt aus Sicherheitsgründen so arrangiert hat, denn die Chance einer Busexplosion ist in der arabischen Welt deutlich gestiegen in letzter Zeit und so verlagert man die Busbahnhöfe in Syrien lieber in unbewohnte Gebiete. (Und nicht umsonst wie wir erst später erfuhren, denn kurz nach unserer Abreise aus Damaskus ist wieder ein Bus explodiert.)
Der zweite Vorteil war zwar auch nicht für uns, aber für die vielen Taxifahrer die dort rumlungerten und auf ein großes Geschäft warteten. Wichtig ist, dass man bevor man in ein Taxi einsteigt, den Preis verhandelt. Die Taxameter sind nur Makulatur oder für unerfahrene ausländische Fahrgäste, welche es nicht anders verdient haben als abgezockt zu werden. Denn die Araber lieben das Handeln und wenn einem der Preis nicht gefällt geht man einfach zum nächsten Taxi. Meistens rennen sie einem dann hinterher und sagen: „Hey Mister! Sorry Sorry!!“ Für umgerechnet 2 Euro konnten wir dann zu fünft in die Innenstadt donnern, was wirklich kein schlechter Preis war.

Dann suchten wir uns ein preisgünstiges Hostel und gingen danach noch etwas essen. Als wir da so saßen, trafen wir die zwei älteren Franzosen wieder die wir zwei Tage zuvor auf der großen Kreuzfahrerburg Crac de Chevallier getroffen haben, welche zwar in einem vollkommen anderen Teil des Landes lag aber die Welt ist ja bekanntlich ein Dorf. Der eine konnte ein bisschen Deutsch und setzte sich kurz zu uns. Der andere machte genau das Gegenteil. Er stellte sich ein bisschen abseits hin und fing an zu schmollen. Dann fing er an irgendwas Unverständliches zu grummeln und mit den Füßen zu scharren. Typisch Franzose dachte ich mir noch und dann vervollständigte er mein Klischee, indem er wie eine gekränkte Diva von dannen schritt und ein „Ne pas interessant!“ von sich gab. Eine urkomische Situation.

Am nächsten Tag begaben wir uns zu Fuß in die Altstadt von Damaskus und steuerten die berühmte Umayyaden-Moschee an. Warum die so berühmt war erkläre ich gleich doch lasst uns vorher noch einen kleinen Abstecher zum Sultan Saladin machen. Dessen Mausoleum liegt nämlich genau neben der Moschee.


Jede Moschee ist mit einer dieser Kärchermaschinen ausgestattet die links unten im Bild steht.

Die Moschee selbst hat einen viereckigen Innenhof den man nur barfuß betreten darf und möglichst rennend überqueren sollte, denn der Fußboden war in der prallen Sonne verdammt heiß.


Hauptgebetshalle. Frauen mussten zum Nebeneingang rein He he.

Die Hauptgebetshalle der Moschee beherbergt einen Schrein worin sich der Kopf von Johannes dem Täufer befinden soll. Eigentlich kennt man diesen Mann nur aus der Bibel und dass er in einer muslimischen Kirche verehrt wird, ist wirklich eigenartig zeigt aber auch, dass Christentum und Islam eben die gleichen Wurzeln haben.

Schrein vom Johannes

Noch etwas perplex von der Gesamtsituation, begaben wir uns wieder in den Innenhof und dort kam uns ein Syrer entgegen, der uns unbedingt seine Gedanken mitteilen musste. Er erklärte uns warum diese Moschee eine wichtige Pilgerstädte für die Schiiten ist. Im Grunde genommen dreht sich alles um diesen sogenannten Hussein oder besser gesagt um dessen Kopf. Der wurde abgehackt, irgendwann in tiefer Vergangenheit und lag einige Zeit in dieser Moschee. Die Schiiten glauben, dass Hussein der Nachfolger von Mohammed dem Propheten ist und die Sunniten wiederum nicht. Der Syrer war ein Schiit und gehört damit einer Minderheit in Syrien an. Während er uns den Vorfall um Husseins Kopf erklärte mischte sich ein sunnitischer Pakistani ein und erklärte wiederum etwas völlig anderes. Der Jahrhunderte alte Streit zwischen Schiiten und Sunniten wurde also genau vor unserer Nase ausgetragen. Dieser Streit steht symbolisch für viele Kriege und Gräueltaten die im nahen Osten passiert sind und alles nur wegen einer Geschichte. Irgendwie konnte man das als Außenstehender nicht verstehen.

Senf abgeben!



Sehr schön.

Und um es noch zu ergänzen: Hussein war verwandt mit dem guten Mohammed, genauer der Enkel. Da ist es ein gewisser Anachronismus, wenn ausgerechnet in der Umayyadenmoschee ein Schrein für ihn steht....

Ja ich weiß und ich habe lange überlegt wie ich das schreibe ohne das es langweilig wird. :-)

Man kann es eh nur anreißen aber ich fand es interessant wie der Streit genau vor unserem Auge geführt wurde. Es ist ein hochaktueller Streit, denn viele Konflikte in der arabischen Welt bauen darauf auf.

interessanter reisebericht und tolle bilder, dankeschön!

Ich habe so viel Tagebuch in diesen 6 Wochen geführt ich könnte ein ganzes Buch schreiben... Aber am liebsten denke ich mir Geschichten aus als nur davon zu berichten... und das merkt man wahrscheinlich auch...

Ganzes Buch schreiben - in scha'allah würde sich dafür eine Leserschaft finden! Bitte, unbedingt machen.

Wissen Sie was das für eine Arbeit ist? :-)

Aber wenn, dann müsste ich das sofort machen... irgendwann sind die Erinnerungen weg...