Die Welt ist ein Dorf und warum man nicht ins Tote Meer furzen sollte
Unseren letzten Aufenthalt in Syrien bestritten wir in Damaskus (Im letzten Text der Nahostreise) und wir wollten von dort aus, nach Amman, die Hauptstadt von Jordanien. Also fuhren wir mit dem Taxi zur Busstation und sofort kamen die Vasallen der Busunternehmen an gehechelt und wollten uns ihre Reisen verkaufen. Der eine wäre sogar fast zum Taxifenster rein geklettert, hätte man ihn gelassen. In solchen Momenten sollte man Ruhe bewahren und ja nicht das erstbeste Angebot nehmen, sondern die hungrigen Wölfe einfach ignorieren und mit einer Arschruhe zu den Busschaltern watscheln.
Der Bus nach Amman war ein King Long Bus. Glaubt mir das schreibe ich nicht umsonst hin, denn wenn Sie irgendwann mal auf einer Reise auf einen King Long Bus treffen, dann steigen Sie ja nicht in diese chinesische Dreckskarre ein. Ernsthaft! Der Bus war zwar nagelneu und trotzdem fiel alles auseinander. Die Sitze konnte man bis zur Unendlichkeit verbiegen, was wirklich ein Vorteil war, denn sonst hätte man sich niemals in die mikroskopisch kleinen Sitze rein schrauben können und das Motorgeräusch war ein nicht enden wollendes Stottern und Motzen.
Nichts desto trotz brachte uns dieses Gefährt bis in die Hauptstadt Jordaniens und da es schon abends war suchten wir uns eine Unterkunft. Im Bus hatten wir einen Briten kennengelernt, er hieß Adam und wollte uns begleiten. Adam war einer der verrücktesten Menschen die ich jemals gesehen habe. Er sah zwar aus wie ein typischer Brite, wie ein Musterknabe eben, aber der Typ hatte es faustdick hinter den Ohren. Adam war ein Katastrophengebiettourist. Er erzählte uns, dass er vor ein paar Tagen im Libanon war und ein paar Monate davor im Nordirak. Wer hätte gedacht, dass man im Irak auch Urlaub machen kann. Die ganze Zeit haben uns die Leute die wir auf unserer Reise getroffen haben gesagt, dass wir absolut bescheuert seien und jetzt konnten wir endlich mal jemandem sagen, dass er bescheuert sei. Ein tolles Gefühl. Relativiert irgendwie alles…

Am nächsten Morgen saßen wir dann am Frühstückstisch im Hostel und planten unseren Tag. Wir wollten ans Tote Meer. Am Tisch saß noch ein Geschäftsmann aus Malaysia und er erzählte uns, dass er heute nichts vorhabe und er uns gerne begleiten möchte. Ich liebe solche Situationen. Man sitzt irgendwo in einem fremden Land am Tisch und da kommt jemand, der auf der anderen Seite der Welt aufgewachsen ist und will mit uns baden gehen. Fremde ist auch nur relativ...

Der Inhaber des Hostels sagte uns, dass wir zur Busstation fahren sollten und von dort aus gäbe es einen Bus zum Toten Meer. Eigentlich eine einfache Aufgabe, wäre da nicht der intelligente Taxifahrer gewesen, der uns erfolglos verarschen wollte. Wir sagten ihm das Ziel, doch anstatt loszufahren sagte er einfach: „Today no bus!“. Doch wir blieben stur und sagten ihm er soll losfahren. Er erklärte uns, dass er uns zum Toten Meer und wieder zurück bringen kann, da heute keine Busse fahren. Wir hätten nur ungefähr zehnmal so viel bezahlen müssen. Hätte der gute Taxifahrer gewusst, dass wir schon länger in seiner Welt unterwegs sind und wir schon von mehreren Schlitzohren eiskalt über den Tisch gezogen wurden, dann hätte er seinen jämmerlichen Versuch wahrscheinlich sein gelassen.

Das Tote Meer war wirklich eine tolle Erfahrung, die jeder mal ausprobieren sollte. Man geht ganz normal in das Wasser bis die Füße einfach vom Boden abheben und man wie eine Boje rumschwimmt. Das Problem ist, dass man einfach umkippt. Am Besten man legt sich auf den Rücken, denn wenn man sich nach vorne wie ein Brustschwimmer hinlegt, zieht es einem hinten die Füße hoch und man kann den Kopf kaum über Wasser halten. Und das ist äußerst wichtig, denn den Kopf darf man keineswegs untertauchen. Das Salzwasser ist extrem aggressiv und als eine Japanerin neben mir ein bisschen Wasser schluckte, musste sie sich sofort übergeben.
Eine interessante Sache war auch das Pupsen. Laut meinen physikalischen Berechnungen entsteht dabei ein kleiner Unterdruck, der das Wasser ansaugte, was zu einem extremen Brennen in der analen Gegend führte. Sauerkraut essen und am nächsten Tag im Toten Meer baden gehen, sollte man also dringend vermeiden.


Das Tote Meer... Ich frage mich wer es getötet hat. Vielleicht die Israelis auf der anderen Seite?

Der Heimweg war weit weniger toll und im Nachhinein hätten wir doch auf den Taxifahrer hören sollen, denn es gab wirklich keinen Bus vom Toten Meer nach Amman zurück. Und so mussten wir, völlig dehydriert durch die heiße Wüste in die nächst größere Stadt laufen. Ich bin fast ohnmächtig geworden und man merkt wie schnell der (noch relativ junge) Körper an seine Grenzen stoßen kann. Den Bus haben wir trotz aller Mühen erreicht und wir waren wirklich erleichtert wieder im Hostel zu sein und eine Wasserflasche in der Hand zu haben. Ihr glaubt gar nicht wie schön so eine eiskalte Wasserflasche in diesem Moment sein kann. Ich sagte ja schon, alles relativiert sich eben...

Senf abgeben!



Das Salzwasser ist extrem aggressiv


Das hab ich mal ausprobiert! Ich habe mir ein eigenes Totes Meer im Wasserglas nachgebaut.
1 EL Salz auf 1 Glas Wasser - Eigentlich lautete die Empfehlung 1 TL auf 1 Liter, in kleinen Schlücken.... Das Glas hab ich natürlich Ex... wirkt prompt. ;o)

Das klappt auch ganz ohne Wasser, wie ich mal als Kind herausfand.
Es war aber auch zu verlockend. Der kleine Schutzgeist kommt grade von der Schule heim, in der Küche brutzelt der Mittagstisch, und direkt neben dem Herd steht eine Dose mit einer weißen, kristallinen Substanz. Das kann ja nur Zucker sein. Als schnell einen Teelöffel gepackt und die volle Ladung in den Mund. Erstaunen, Verwirrung, und bevor ich wußte wohin damit war auch schon die Mutter im Anmarsch. Also schnell runtergeschluckt.

Mein Magen hat übrigens ne gute halte Stunde ausgehalten, bevor Salz und das grade erst vertilgte Mittagessen wieder zum Vorschein kamen...

Das Wort Salz lässt einen ja denken, dass ist nicht gefährlich. Aber in dieser Konzentration wirkt es schon fast toxisch und natürlich will der Körper das Zeug so schnell wie möglich loshaben.