Du, ich und die Parallelgesellschaft
dergeschichtenerzaehler, Donnerstag, 4. Juni 2009, 19:52
Unsere Gesellschaft ist gespaltet. Ein riesiger und unüberwindbarer Riss zweiteilt die Deutsche Bevölkerung.
Ich denke mal, alle Leute die meinen Blog regelmäßig lesen, sind auf meiner Seite der Gesellschaft. Wir surfen regelmäßig im Internet, können eine DVD freihändig brennen und wissen, dass ein Browser kein Duschkopf ist (unsere Justizministerin weiß das wiederum nicht). Dann gibt es aber noch die anderen. Es ist nicht nur so, dass sie keine Ahnung haben von jeglicher Computertechnik, sondern - was viel schlimmer ist - dass sie davor Angst haben.
Wenn der Chefarzt im Krankenhaus gerade eine äußerst komplizierte Herzoperation erfolgreich absolviert hat und nur noch daran scheitert, die aufgenommenen Videos einfach auf eine CD zu brennen, dann sieht man, dass dieses Problem vor niemandem Halt macht. Computertechnik frustriert viele Menschen, weil sie das alles nicht mehr kapieren. Und dann machen sie auch noch den größten Fehler, den man machen kann. Sie versuchen den Computern auszuweichen und setzten ihre analogen Scheuklappen auf. Dass fängt schon damit an, dass die Leute ihre Fahrkarten eben lieber am Fahrkartenschalter holen als am Automaten. Jedesmal wenn ich Zug fahren will, sehe ich eine riesige Schlange am Schalter und der Automat steht immer mutterseelenallein in der Gegend rum. Man gibt ihm sein Ziel und sein Geld und schon bekommt man die Fahrkarten. Einfacher geht es wirklich nicht. Doch wenn man Pech hat steht ein mutiges Rentnerehepaar vor dem Automaten und fragt sich, über eine halbe Stunde verteilt, warum da alles in Tschechisch verfasst ist. „Schunger Mann! Gönnen Sie uns vielleischt helfen?“ Und natürlich kann ich das. In zehn Sekunden habe ich ihre Fahrkarten ausgedruckt und das sogar ohne vorher die Sprache zu wechseln. In ihren Augen bin ich ein Held, ein Ritter der Neuzeit, ein digitaler Zorro, der die bösen Bits und Bytes in die Schranken weist. Doch eigentlich gibt es da kein Heldentum, denn Automatensoftware ist für mich meist sofort verständlich und intuitiv bedienbar, da das fast immer auf die gleiche Weise programmiert ist. Ich bin eigentlich kein Held, sondern einfach nur einer, der die Logik der Computersprache versteht.
Die einen sprechen die Computersprache fließend und für die anderen ist das alles nur ein reiner Kauderwelsch. Für die einen wird das Leben erleichtert und für die anderen, die erst ein Wörterbuch zu Rate ziehen müssen, ist es eine unendliche Qual.
Am meisten wurmt das Thema Computertechnik die Politiker in Deutschland. Die meisten von ihnen sind noch ohne Computer aufgewachsen und sie würden auch genauso dämlich am Fahrkartenautomat rumstehen und überlegen was „Fahr zur Hölle“ auf Tschechisch heißt, wie unser Rentnerehepaar. Eigentlich ist das ja auch nichts Schlimmes und es ist auch verständlich. Es lässt diese Leute "da oben" menschlich erscheinen.
Doch diese Leute da oben wollen anscheinend nicht menschlich erscheinen. Sie wollen lieber alles verstehen und auch alles kontrollieren. Und so setzen sie ihre Scheuklappen auf und schwingen die große Verbotskeule, anstatt sich mit den Dingen ernsthaft auseinanderzusetzen.
Ich finde, es ist an der Zeit umzudenken, Brücken über den Riss in der Gesellschaft zu bauen. "Together we stand, divided we fall", hat mal ein berühmter Mann gesagt, der zwar keine Ahnung von Computern hatte, aber immerhin eine Menge über die Menschheit wusste.
Wir, die digitale Bevölkerung, dürfen uns nicht länger abschotten, wir müssen versuchen, den analogen Leuten die Computertechnik so schmackhaft wie möglich zu machen.
Die analoge Generation muss die Scheuklappen abnehmen. Ihr müsst den Computer kontrollieren und nicht der Computer euch.
Ich denke mal, alle Leute die meinen Blog regelmäßig lesen, sind auf meiner Seite der Gesellschaft. Wir surfen regelmäßig im Internet, können eine DVD freihändig brennen und wissen, dass ein Browser kein Duschkopf ist (unsere Justizministerin weiß das wiederum nicht). Dann gibt es aber noch die anderen. Es ist nicht nur so, dass sie keine Ahnung haben von jeglicher Computertechnik, sondern - was viel schlimmer ist - dass sie davor Angst haben.
Wenn der Chefarzt im Krankenhaus gerade eine äußerst komplizierte Herzoperation erfolgreich absolviert hat und nur noch daran scheitert, die aufgenommenen Videos einfach auf eine CD zu brennen, dann sieht man, dass dieses Problem vor niemandem Halt macht. Computertechnik frustriert viele Menschen, weil sie das alles nicht mehr kapieren. Und dann machen sie auch noch den größten Fehler, den man machen kann. Sie versuchen den Computern auszuweichen und setzten ihre analogen Scheuklappen auf. Dass fängt schon damit an, dass die Leute ihre Fahrkarten eben lieber am Fahrkartenschalter holen als am Automaten. Jedesmal wenn ich Zug fahren will, sehe ich eine riesige Schlange am Schalter und der Automat steht immer mutterseelenallein in der Gegend rum. Man gibt ihm sein Ziel und sein Geld und schon bekommt man die Fahrkarten. Einfacher geht es wirklich nicht. Doch wenn man Pech hat steht ein mutiges Rentnerehepaar vor dem Automaten und fragt sich, über eine halbe Stunde verteilt, warum da alles in Tschechisch verfasst ist. „Schunger Mann! Gönnen Sie uns vielleischt helfen?“ Und natürlich kann ich das. In zehn Sekunden habe ich ihre Fahrkarten ausgedruckt und das sogar ohne vorher die Sprache zu wechseln. In ihren Augen bin ich ein Held, ein Ritter der Neuzeit, ein digitaler Zorro, der die bösen Bits und Bytes in die Schranken weist. Doch eigentlich gibt es da kein Heldentum, denn Automatensoftware ist für mich meist sofort verständlich und intuitiv bedienbar, da das fast immer auf die gleiche Weise programmiert ist. Ich bin eigentlich kein Held, sondern einfach nur einer, der die Logik der Computersprache versteht.
Die einen sprechen die Computersprache fließend und für die anderen ist das alles nur ein reiner Kauderwelsch. Für die einen wird das Leben erleichtert und für die anderen, die erst ein Wörterbuch zu Rate ziehen müssen, ist es eine unendliche Qual.
Am meisten wurmt das Thema Computertechnik die Politiker in Deutschland. Die meisten von ihnen sind noch ohne Computer aufgewachsen und sie würden auch genauso dämlich am Fahrkartenautomat rumstehen und überlegen was „Fahr zur Hölle“ auf Tschechisch heißt, wie unser Rentnerehepaar. Eigentlich ist das ja auch nichts Schlimmes und es ist auch verständlich. Es lässt diese Leute "da oben" menschlich erscheinen.
Doch diese Leute da oben wollen anscheinend nicht menschlich erscheinen. Sie wollen lieber alles verstehen und auch alles kontrollieren. Und so setzen sie ihre Scheuklappen auf und schwingen die große Verbotskeule, anstatt sich mit den Dingen ernsthaft auseinanderzusetzen.
Ich finde, es ist an der Zeit umzudenken, Brücken über den Riss in der Gesellschaft zu bauen. "Together we stand, divided we fall", hat mal ein berühmter Mann gesagt, der zwar keine Ahnung von Computern hatte, aber immerhin eine Menge über die Menschheit wusste.
Wir, die digitale Bevölkerung, dürfen uns nicht länger abschotten, wir müssen versuchen, den analogen Leuten die Computertechnik so schmackhaft wie möglich zu machen.
Die analoge Generation muss die Scheuklappen abnehmen. Ihr müsst den Computer kontrollieren und nicht der Computer euch.
karsten bier,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 20:04
Es muss heißen: "Fahrt zur Hölle - Einzelfahrschein - 2,50€" ("Scheiße, wo kann man denn die Rückfahrt buchen!?!?")
dergeschichtenerzaehler,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 20:08
Stimmt! Wenn es ums Bahnfahren geht, kennst du dich noch besser aus als ich... He he he
Aber jetzt nicht wieder eine theologische Diskussion anzetteln ja? Das verschreckt die Leute :-)
Aber jetzt nicht wieder eine theologische Diskussion anzetteln ja? Das verschreckt die Leute :-)
karsten bier,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 20:12
So lange man theologische Diskussionen noch führen kann, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen, will ich darauf nicht verzichten. Scheiß Humanisten!
sid,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 22:09
Einen Rückfahrschein für "aus der Hölle"?
Einerseits bin ich begeistert, andererseits schmeckt mir das nicht, daß Leute, die ich endlich losgehabt glaubte nun doch wiederkehren können - bäh Teufel noch eins..
Einerseits bin ich begeistert, andererseits schmeckt mir das nicht, daß Leute, die ich endlich losgehabt glaubte nun doch wiederkehren können - bäh Teufel noch eins..
guenterkrass,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 21:47
Meine Güte. Das mit der Seriösität kann ich prompt zurückgeben. :)
guenterkrass,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 23:50
Dachte ich auch lange Zeit über mich selber. Irgendwann holt es dich ein. Unausweichlich.
dergeschichtenerzaehler,
Freitag, 5. Juni 2009, 01:17
Ja man läuft Gefahr seriös wirken zu wollen... und das ist schlecht!
guenterkrass,
Freitag, 5. Juni 2009, 01:35
Ich habe es ja nicht mal gewollt. Es passiert einfach mit mir. Ich stehe da und man denkt sich: Huch, der wirkt aber seriös.
Dabei wil ich doch ein Bad Boy sein. Bad Boy und seriös passt nicht.
Dabei wil ich doch ein Bad Boy sein. Bad Boy und seriös passt nicht.
dergeschichtenerzaehler,
Freitag, 5. Juni 2009, 01:44
Was soll ich erst sagen, weiter unten hat man mich Schätzelein genannt und nicht obercooler Badboy. Wir habens nicht leicht Herr Krass, wirklich nicht leicht!!!
guenterkrass,
Freitag, 5. Juni 2009, 01:52
Wahre Worte. Vielleicht sollten wir aber mit gutem Beispiel vorangehen. Wir nennen uns untereinander ja auch nicht obercooler Bad Boy. Wobei ich auch lieber knallharter Bad Boy heißen will.
Nennen Sie mich jetzt so? Für mich sind Sie dann auch der obercoole Bad Boy.
Deal or no Deal?
Nennen Sie mich jetzt so? Für mich sind Sie dann auch der obercoole Bad Boy.
Deal or no Deal?
sid,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 22:08
Dem kann ich mich nicht ganz anschließen - zumindest was Schalter betrifft.
Da gehts nämlich um Arbeitsplätze und beim Onlinebanking auch um meinen.
Deswegen laufe ich regelmäßig zur Bank und werfe dort ein und kaufe auch am Schalter, weil unsere Automaten aber auch etwas bescheuert programmiert sind und ich dort nicht mit Kreditkarte zahlen kann.
Aber vor allem mach ich das, damit die Bonicasher sehen, daß sie nicht alles Leben gegen Null rationalisieren können, wie sie glauben. Tun sie zwar eh, aber wenigstens scheint so doch noch ein Bedarf auf.
So, ich leg mich jetzt wieder ganz analog zu meinem Tee und hoffe auf Pflege oder wenigstens digitalen Zuspruch.
Da gehts nämlich um Arbeitsplätze und beim Onlinebanking auch um meinen.
Deswegen laufe ich regelmäßig zur Bank und werfe dort ein und kaufe auch am Schalter, weil unsere Automaten aber auch etwas bescheuert programmiert sind und ich dort nicht mit Kreditkarte zahlen kann.
Aber vor allem mach ich das, damit die Bonicasher sehen, daß sie nicht alles Leben gegen Null rationalisieren können, wie sie glauben. Tun sie zwar eh, aber wenigstens scheint so doch noch ein Bedarf auf.
So, ich leg mich jetzt wieder ganz analog zu meinem Tee und hoffe auf Pflege oder wenigstens digitalen Zuspruch.
dergeschichtenerzaehler,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 23:20
Ja Sie haben vollkommen recht und es war ja auch nur ein Beispiel...
karsten bier,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 23:25
Ach, und ich dachte der Schalter sei längst durch Transistoren und IGBTs ersetzt!
dergeschichtenerzaehler,
Donnerstag, 4. Juni 2009, 23:31
Mal sehen wer diesen Wortwitz versteht... Ich fand ihn ja schon mal gut :-)
pathologe,
Freitag, 5. Juni 2009, 17:31
Nun, Herr Bier, den absoluten Aus-Schalter hat es bei den meisten Geräten eh schon erwischt.
Wie beim überbuchten New-York-Flieger stehen die meisten Teile dann auf Stand-by.
Wie beim überbuchten New-York-Flieger stehen die meisten Teile dann auf Stand-by.
dergeschichtenerzaehler,
Freitag, 5. Juni 2009, 20:48
Bis jetzt hat den Wortwitz noch keiner verstanden, oder?
cabman,
Freitag, 5. Juni 2009, 00:58
Schätzelein, wie definierst du denn die digitale Bevölkerung? ;-)
dergeschichtenerzaehler,
Freitag, 5. Juni 2009, 01:15
Ach komm Süßer, du weißt schon was ich damit definieren will. Rein metaphorisch gesehen, ist das der Teil der Bevölkerung, der sich mit Computern auskennt oder damit aufgewachsen ist.
sid,
Freitag, 5. Juni 2009, 22:49
Danke - JETZT fühl ich mich alt...
Ich geh mal graue Haare suchen... (die sind mir heute bestimmt in der Anstalt gewachsen).
Ich geh mal graue Haare suchen... (die sind mir heute bestimmt in der Anstalt gewachsen).
teleporter,
Freitag, 5. Juni 2009, 01:49
Kleine Anekdote und familieninterner Running-Gag.
Mein Dad hat FrüherTM mal mit Win 3.1 angefangen. Den Doppelklick hat er seitdem nie verlernt. Es passiert ihm heute noch ab und zu, den Startbutton doppelzuklicken. Ich bekomme jedes Mal einen Lachkrampf wenn das Menü auf und zu schlägt. :-)
Mein Dad hat FrüherTM mal mit Win 3.1 angefangen. Den Doppelklick hat er seitdem nie verlernt. Es passiert ihm heute noch ab und zu, den Startbutton doppelzuklicken. Ich bekomme jedes Mal einen Lachkrampf wenn das Menü auf und zu schlägt. :-)
karsten bier,
Freitag, 5. Juni 2009, 11:30
Ach ja, der Doppelklick, ein schönes Artefakt und zudem eine der ersten Eingabe-Gesten, die ein Rechner verstanden hat und unterscheiden konnte. Man stelle sich vor, die Menschen würden so kommunizieren: Einmal angreifen = "Hallo, ich will dir was sagen", Doppelangreifen = "Los wir gehen!"
pathologe,
Freitag, 5. Juni 2009, 17:29
Wie, den Doppelklick gibt's nicht mehr?
Wie, den Doppelklick gibt's nicht mehr?
Wie, den Doppelklick gibt's nicht mehr?