Captain Aldi sucht einen Nichtjob
Ich habe schon lange nicht mehr von dem Mann berichtet, der auf der Gesellschaftstreppe auf der untersten Stufe steht.

Die Rede ist von Captain Aldi. Seinen Spitznamen hat Captain Aldi durch seine äußere Erscheinung bekommen. Als er vor ein paar Jahren arbeitslos wurde hat er sich aus Protest eine Alditüte über den Oberkörper gezogen und präsentiert sich damit der staunenden Öffentlichkeit.

Captain Aldi musste nur lachen über die Neuen. Die neuen Arbeitslosen die sich nun scharenweise im Arbeitsamt melden mussten. Die Finanzkrise hatte sie zuhauf ins Amt gespült.
Er saß auf seinem Stuhl und wartete darauf, von seiner Sachbearbeiterin aufgerufen zu werden. Währenddessen schaute er in die neuen Gesichter. Gesichter voller Hoffnung, aber auch voller Angst vor der Zukunft. So hatte er damals auch aus der Wäsche geguckt. Mittlerweile brauchte er keine Angst mehr vor der Zukunft zu haben. Eine Zukunft hatte er schon lange nicht mehr.

Als er das erste Mal hier war, wollte man ihm noch weis machen, dass es nicht so schlimm sei arbeitslos zu sein. Man hatte ihm die Hoffnung auf ein baldiges Ende gemacht. Und so schlimm kam es dann ja nun wirklich nicht. Seinen Frust über das verlorene Haus, über die verlorene Familie und über seinen verlorenen Stolz, konnte er ja zum Glück in Bier ersäufen.

Die Sachbearbeiterin holte ihn in ihr Zimmer.

„So, Herr Aldi! Ich habe ihnen doch schon mehr als einmal gesagt, dass sie an ihrem Äußeren arbeiten müssen.“, bemängelte die Sachbearbeiterin.
„Wieso? Was gefällt ihnen denn nicht an meinem Äußeren? Ich bin ein gebrochener Mann, ein stinkender Asozialer, der dem Staat auf der Tasche liegt und seinen Tag damit verbringt vor dem Fernseher zu sitzen und Bier zu trinken. Sie haben doch selbst gesagt, man sollte durch seine Kleidung ausdrücken, was man ist. Schauen Sie! Das bin ich!“, sagte Captain Aldi und musste grinsen. Mit dieser entwaffnenden Antwort hatte sie nicht gerechnet.
„Wenn Sie so weiter machen, bekommen Sie nie ein Jobangebot, Herr Aldi!“
„Ha, ha! Sie haben wohl heute früh einen Clown gefrühstückt. Sie wollen mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass ich einen Job bekommen kann. Langsam glaube ich ja, Sie lassen mich hier nur antanzen, um mich weiter zu demütigen. Das können Sie vielleicht den Neuen da draußen erzählen, aber nicht mir. Ich weiß ja, dass Sie uns immer wieder die Ohren vollheulen müssen, damit wir nicht den Sturm auf die Bastille wagen. Und Sie können wirklich froh sein, dass die meisten ihren Worten Glauben schenken. “
„Aber, Herr Aldi! Jetzt hören sie auf so negativ zu sein. Wenn Sie ein bisschen kooperativer wären, dann hätte ich einige gute Jobangebote für Sie.“
„Ach, sind wieder ein paar neue Sklavenjobs reingekommen? Was haben Sie denn diesmal? Erzählen Sie! Ich bin ganz Ohr. Vielleicht kann ich ja wieder als Leiharbeiter am Band arbeiten, damit Sie die Festangestellten feuern können. Ich frage mich ja, wie Sie, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, jeden Tag den Leuten die gleiche Scheiße ums Maul schmieren können…“ , sagte Captain Aldi, warf seinen Stuhl um und ging.

Vor dem Arbeitsamt hatte er sein kleines Wildschwein angebunden und nahm es mit.
„Weißt du was, Borsti?“, so hieß das kleine Wildschwein, „Diese Gesellschaft geht bald vor die Hunde. Bald gibt es so viele von meiner Sorte und dann machen wir eine Revolution.“

Captain Aldi und sein Schwein stiegen in die Straßenbahn und fuhren stinkend nach Hause…stinksauer!

Senf abgeben!



IT IS TIME FOR ANOTHER REVOLUTION!

Ich hoffe es tat ein bisschen weh, den Text zu lesen... So wie es mir weh tat, den zu schreiben....

Die Wahrheit tut immer etwas weh. Aber das ist okay. Alles, was einem so einfach in den Schoß fällt, kommt einem nicht wirklich wertvoll vor. Da ist ein bisschen Quälerei gar nicht zu verachten.

Ja das stimmt... Humor hilft mir gewisse Dinge besser zu verarbeiten und zu verstehen. Der Blog ist sozusagen meine Therapie...