Wir können nicht alle super sein...
Hallo ihr Lieben, wie geht’s denn so? Ich weiß ich schreibe immer sporadischer und auch seltener, aber nur weil ich nicht weiß, was sporadisch bedeutet. Ich verwende es trotzdem, denn Fremdwörter klingen gut. Fremdwörter werten einen Text auf und es klingt nach mehr. Sie sind wie eine Brustvergrößerung, sozusagen das Silikon des einsamen Schreiberlings.
Okay nun sind wir genau auf dem Niveau angelangt, welches ich für den folgenden Text benötige. Schauen sie gut zu beim Lesen und verpassen sie kein Wort:

In den letzten Tagen bin ich zu dem weisen Entschluss gekommen ein Supermodel zu werden. Ehrliche Arbeit hat mich noch nie interessiert, ich wollte mit einem Fingerschnipsen reich und berühmt werden. Allein mein Aussehen sollte mir Türen und Fenster öffnen.

Nun müssen sie wissen, dass ich nicht besonders gut aussehe. Ich habe schiefe Zähne, ein Nasenhaar welches sich nicht abschneiden lässt und lässig auf dem Boden schleift, und mein eines Ohr ist größer als das andere. Vielleicht ist aber auch das andere Ohr kleiner als das größere. Ich weiß es nicht, wichtig ist nur, dass ich aussehe wie ein misslungener Homunculus, gepaart mit dem Charisma eines kleinen, widerlichen und froschgrünen Kobolds.


Das bin ich. Ungeschminkt und unbeliebt...

Sie verstehen nicht, warum ich nun ein verdammt reiches Supermodel werden will? Tja, dann fehlt ihnen wahrscheinlich die nötige Selbstüberschätzung, die meiner Generation so eigen ist. Wir glauben eben noch an uns und unsere nicht vorhandenen Talente. Ein normales Leben mit Auto, Haus, Baum, Kindern und einer verrückten Großmutter im Keller, finden wir langweilig und spießig. Jeder von uns möchte besser sein als alle anderen, jeder möchte ein Superstar sein. Doch da sind wir ja schon wieder auf ein Paradoxon gestoßen. Auf dieses stößt man, wenn mal ein bisschen in der Bedeutung des Wortes Super herum buddelt.

Viele meiner stronzdoofen Casting Kollegen glaubten ja das Wort Super sei ein modernes englisches Wort, was in etwa dem deutschen Wort toll entspricht. Doch weit gefehlt, denn das Wort super ist so alt wie der Wald und hatte wahrscheinlich schon der olle Julius Cäsar benutzt, nachdem er auf dem Klo war und sein Resultat als Superwurst bezeichnete. Es ist lateinisch und heißt, schlicht und einfach, über oder oberhalb (für eine Lagebezeichnung). In den USA wurde das Wort super zum Symbol einer ganzen Gesellschaft. Es ist ein Land der Superlativen, welches vom maliziösen Traum lebte, immer besser, schneller und größer zu sein. Zum Glück ein Traum der mittlerweile in einer Superkrise den Bach runtergeht. Was für eine Ironie des Schicksals...

Unsere Generation rennt also einer vollkommen falschen Bedeutung des Wortes Super hinterher. Die Eigenschaft super ist für uns etwas Positives. Wir gehen in Supermärkte einkaufen und schauen Superhelden im Fernsehen dabei zu, wie sie für Gerechtigkeit sorgen.
Super sein, heißt egoistisch sein. Super sein, heißt unsozial sein. Ist das wirklich besser / super?

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Sie haben es geschafft durch ein Zeugma der 3. Art einem Wort die Status Subjekt und Objekt zugleich zu kommen zu lassen. Das ist super!

Wo denn? Zeugma her! :-)

Für den Moment reichts mir, wenn ich super bin, oder zumindest mein Werk nicht als Totalkatastrophe eingestuft wird und alles gut geht...

Erinnern Sie mich mal am Wochenende an den besagten Zettel...

Machen sie sich mal keine Sorgen, sowas schafft eh nur Kummer und bringt nix...

Am Wochenende? Okay das werde ich...