Jerusalem - Eine Stadt der Vergangenheit, Moderne und Zukunft
Wir näherten uns Jerusalem vom Osten. Von Jordanien aus, sind wir mit dem Bus über die Landesgrenze nach Israel gefahren.

4 Stunden haben wir an der Grenze warten müssen. Der Grund dafür war relativ einfacher Natur. Wir hatten einen syrischen Stempel im Pass, kamen also geradewegs aus feindlichem Gebiet.

Und wir waren nicht die einzigen Idioten, die sich diese Freveltat erlaubten und geltende Kriege und Feindschaften partout ignorierten. Zwei deutsche Mädchen warteten mit uns. Sie haben in Syrien Arabistik studiert und wollten nun ein bisschen Urlaub in Jerusalem machen.

Nach einer langen Wartezeit und einem Verhör, konnten wir dann endlich einreisen. Man hat die Staatsfeinde nun doch ins Land gelassen und insgeheim rechnete ich sogar damit, dass wir ab diesem Zeitpunkt unter Beobachtung standen. Zuzutrauen ist diesem paranoiden Land alles.
Wir fuhren mit einem kleinen Bus durch die Westbank, in Deutsch Westjordanland. Ich setzte mich neben einen Mann aus Tennessee, der seine Freundin verloren hatte und sich auf einem Selbstfindungskurs durch die Welt befand. Ursprünglich wollte er nur ein paar Tage nach Madrid, mittlerweile war er schon ein paar Wochen mit seinem schweren Koffer unterwegs und sein Weg hatte immer noch kein Ziel. Ich hatte Schwierigkeiten seinen breiten Südstaaten Akzent zu sezieren und so hingen wir mehrere Minuten an einem Wort. Es ging um Intel und er sprach es wie Intaaaiiil aus, was zu lustigen Missverständnissen meinerseits führte.

Das Westjordanland ist eine steinige Felswüste. Auf einzelnen Hügeln kann man die Siedlungen der Palästinenser entdecken. Eingezäunt und in Sicherheitsverwahrung.

Jerusalem ist eine geteilte Stadt. Wobei geteilt noch untertrieben ist. Es sind zwei Welten, zwei Kulturen oder zwei Völker. Wenn man als Europäer in der Stadt ankommt, dann wird einem die Westseite der Stadt durchaus vertraut vorkommen. Es wirkt wie eine ganz normale europäische Metropole, aber sobald man den jüdisch modernen Part verlässt und sich in die Altstadt begibt, dann geht man ein paar hundert Jahre zurück. Die Altstadt ist von einer großen Stadtmauer vollständig umrundet und man kann diese nur durch eines der 7 Tore betreten.


Stadtmauer

Die Altstadt gehört teilweise den Palästinensern und die Tore bewachen Tag und Nacht schwer bewaffnete, israelische Soldaten.


Tor zur arabischen Welt...

Die arabische Welt ist hektisch, laut und verdreckt und nur selten trauen sich Touristen in dieses Gewimmel. Für einen der diese Kultur nicht gewohnt ist, kann das sehr befremdlich und auch angsteinflößend wirken. Dabei ist der arabische Teil der Altstadt am authentischsten. Man denkt sich sofort: Vor 2000 Jahren kann es auch nicht groß anders gewesen sein.


Die engen Gassen der Altstadt.

Im christlichen Teil der Stadt geht es bedeutend ruhiger zu. Hier trifft man auf eine Menge polnische Katholiken, welche nur allzu gerne den Weg Jesu zur Kreuzigung auf der Via Dolorosa nachgehen. Der erste Mann trägt ein Kreuz und die anderen watscheln hinterher. Eine lächerlich, blasphemische Handlung, aber scheinbar macht es Spaß.


Christliche Kirche und Grabesstätte der Jungfrau Maria

Der jüdische Teil der Altstadt beinhaltet die Klagemauer. Hier kommt man nur hinein, wenn man sich vorher durch einen Metalldetektor gequetscht hat. Wenn man sich vorher die Kippa aufsetzt kann man bis an die Mauer hinan. Dabei sollte man wissen, dass die Klagemauer für Frauen und Männer getrennt ist. Auf der Seite der Männer ist genug Platz, währenddessen sich die Frauen auf der anderen Seite an die Wand drängeln müssen. Im orthodoxen Judentum, hat die Frau noch weniger zu sagen als im Islam. (Im Vatikan ist das ja auch nicht anders, HöHö! )



Wenn man sich nun einen Überblick über die wunderschöne Altstadt verschaffen will, dann sollte man sich auf den Ölberg begeben der im Osten der Stadt liegt. Von dort aus sieht man den Felsendom in seiner vollen Pracht und währenddessen die christlichen Kirchen ihre Glocken erklingen lassen, schreit der Muezzin sein Abendgebet.



Die Stadt ist ein Modell. Ein Modell der Vergangenheit und ein Modell für die Zukunft. Sie ist der Ursprung der drei Weltreligionen und sie zeigt, dass die drei Weltreligionen friedlich innerhalb einer Mauer nebeneinander existieren können. Sie verkörpert Toleranz, Respekt und Hoffnung. Hoffnung auf einen friedlichen Nahen Osten.

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Sehr fein! Besonders mag ich die Plastikstühle im vorletzten Bild - das ist so Kongo.
Noch ein Land auf meiner Wunschliste, nein zwei,... sind eigentlich viele Schilder in Israel Hebräisch beschriftet?

Vielen, vielen Dank!

Nein... ist mir eigentlich nicht aufgefallen. Aber jetzt wo Sie es so sagen. In dem einem Bild sieht man es ja. In den meisten Fällen ist es 2 fach beschriftet und man kann alles problemlos lesen (so wie man das in den arabischen Ländern auch gewohnt ist). Dann haben die ja auch noch die arabische Schrift.

Wir haben dort in Jerusalem (im Hostel) einen Deutschen getroffen, der war Zivi in Tel Aviv (Er hat 4 Stunden im Altersheim gearbeitet und den Rest des Tages am Strand verbracht He he) und konnte hebräisch. Unser Hostel befand sich aber bei den Arabern und er hat dort mit einer Selbstverständlichkeit auf hebräisch eingekauft. Was natürlich im Endeffekt nicht funktioniert hat und er auf Englisch zurückgreifen musste :-)