Jour Fitz auf dem Prenzlauer Berg
Tatort Prenzlauer Berg. Es ist eine enge schäbige Straße, im Gegensatz zu den Straßen auf denen ich dorthin gekommen bin. Mein Navigationsgerät hatte mich auf der B2 entlang quer durch Berlin Mitte geschickt. Im Berufsverkehr!! Ich habe an diesem Abend mehr Verkehrsregeln gebrochen, als in meiner gesamten Verkehrslaufbahn. Ich habe mich permanent irgendwo rein gezwängt, bin über rote Ampeln gefahren und bin einem Diplomaten gefolgt. Was soll ich sagen, man sollte niemals einem Diplomaten hinterher fahren … schon gar nicht auf der Busspur (Ich habe mich gewundert warum neben mir alle im Stau stehen und nur der Diplomat und ich so gut voran kamen... He He…) !!!

In der engen, schäbigen Straße, befand sich der Veranstaltungsort für die Lesung.
Der Prenzlauer Berg, wurde mal von einem Spiegel Autor als die Zentrale des deutschen Internets beschrieben. Hier lebt die digitale Boheme… Vor 20 Jahren war der Prenzlauer Berg ein arg heruntergekommenes Viertel, doch mittlerweile erzählt man sich, dass es auf den Dächern Swimming Pools gibt und sich immer mehr junge und erfolgreiche Leute ansiedeln.

Die Lesung fand in einer kleinen Bar namens Soupanova statt und auch wenn der lustige Veranstalter und Taubenvergrämer diesmal einen größeren Raum nutzte, war es brechend voll. Die hundert Sessel waren sofort besetzt und der Rest musste sich an der Bar die Beine in den Bauch stehen. Wir Lesenden hatten es da ein bisschen einfacher. Wir hatten einen sicheren Platz…

Im Nachhinein muss ich wirklich zugeben, dass das meine schlechteste Lesung war, die ich bis jetzt hatte. Ich war sehr enttäuscht von mir, hatte ich mir doch stur in den Kopf gesetzt, aus meinem Buch vorzulesen. Dass, das aber für eine Lesung viel zu ungeeignet und auch zu lang war, viel mir erst während des Lesens auf. Und die meisten Lacher bekam ich, als der Herr Taubenvergrämer mich darauf aufmerksam machte, dass ich schon längst die Zeit überschritten habe und ich mich trotzdem weigerte aufzuhören.

Die vermeintliche Semiprominenz des Herrn Vergrämers, lockte natürlich auch echte Internetprominente an. Lässig stand der Herr Sascha Lobo draußen vor der Kneipe und ich sprach ihn an. „Ach! Sie sind doch der Herr Lobo.“ Was soll ich sagen, der Typ fällt halt auf, auch wenn ich nicht weiß, was der eigentlich macht. „Ne ne mich siezt man nicht.“, antwortete er und ich hatte das Eis mit einer grotesken Peinlichkeit gebrochen. Zum Glück stand Alexandra Tobor alias Silenttiffy neben mir und rettete die Situation, indem sie mich vorstellte. „Das ist Litteratur. Mit Doppel T! Eine Mischung aus Müll und Literatur…“

Ich war an diesem Abend also nicht mehr der Geschichtenerzähler, sondern ich war Litteratur und gehörte ab sofort zu den Twitter VIPs, ob ich nun wollte oder nicht. Und es gab tatsächlich Leute die mich als Promi bezeichneten und ständig wurde ich von fremden Leuten angesprochen und gelobt. Was soll ich sagen, ich bin kein Mensch, der gut damit umgehen kann (oder es vielleicht noch lernen muss) und auf die meisten Menschen wirke ich auf den ersten Blick total unsympathisch und auch undankbar.

Zurzeit ist die Internetgemeinde noch relativ überschaubar. Man kennt sich untereinander und respektiert sich auch. Viele davon sind wirklich kreative Köpfe und man kann schon fast mit hundertprozentiger Gewissheit sagen, dass das alles noch in den Kinderschuhen steckt, aber nach und nach das Fernsehen ablösen wird. Schon jetzt geht die Jugend lieber ins Internet, als sich vor die Glotze zu setzen.

Es ist also nur noch eine Frage der Zeit und die richtigen Leute stehen definitiv schon in den Startlöchern.

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All die "digitale Boheme": Bullshit. All die Lobos: Forget ´bout it. Son Quatsch. Als ob die eng umrissene Szene von Bedeutung wäre! Isse natürlich nicht, Sascha Lobo und Don Alphonso kennt der Durchschnittsnormalbürger so ungefähr nullkommanull. Mach, was du machen magst, aber nimm nicht Rücksicht auf Parvenues.
Twitterlesung! Balla! Ich hätte vielleicht mal die Idee haben sollen, aus meinen SMS vorzulesen....das wären immerhin 20 Zeichen mehr gewesen.....

Es war keine Twitterlesung in dem Sinne... wir haben schon richtige Texte vorgelesen. :-)

Und ich habe mich mit meiner Meinung über Sascha Lobo absichtlich zurück gehalten...und ich muss dir uneingeschränkt recht geben, mit dem was du sagst... Das wird alles so sehr gehyped, dass es schon fast weh tut, aber du musst auch verstehen, dass ich die Chance auf Lesungen zu gehen, gerne nutzen möchte.

Leslesles gerne weiter. Geh zu Lesungen, das wollte ich dir nie absprechen. Das -kann ich mir vorstellen- macht vermutlich großen Spaß (nur mir halt nicht, dafür bin ich öffentlichkeitsscheuer Typ nicht gemacht). Nur sonderlich relevant ist die Szene nicht. Mir kommt das immer ein bißchen vor wie in meiner Teeniezeit: Da gabs auch die einen, die den größten und tollsten Iro haben wollten und diejenigen, die das voll Scheiße fanden. Und dann gabs diejenigen, die wollten nur genießen und teilhaben.

Das hatte nichts mit einer Twitterlesung gemein. Twitter war nur das Werbe-Tool für die Veranstaltung. Gelesen haben normale Menschen, die eben im Internet UND auf Papier veröffentlichen. Aber ist ja auch egal.

Ich habe den Terminus Twitterlesung durch Lesung ersetzt, damit es hier nicht zu weiteren Mistverständnissen kommt.

(Man kann natürlich auch superpingelig Wortklauben, wenn man sonst nichts zu melden hat...)

Danke Frau Sid!!

Es ist kein Geheimnis, dass der Herr JUF und ich uns gegenseitig schikanieren. Doch er besitzt mittlerweile die größere Glaubwürdigkeit und so muss ich damit leben, dass ich jetzt für alle ein Däne mit sächsischen Akzent bin. Und der dümmste Kunstpfeifer...Aber es wird der Tag kommen, an dem ich ihm das alles heimzahlen werde!! :-)

Ich finde diese spröde Unsicherheit viel sympathischer als routinierte Abgeklärtheit. Und lassen Sie sich nicht von anderen verrückt machen ;-)

Ich versuchs! Aber es wird immer schwieriger...