Steile These oder wie der Geschichtenerzähler zum linken Spinner wurde
Bevor ich hier meine steile These präsentiere, möchte ich euch eine kleine Anekdote aus meinem Leben erzählen.

Es geht um einen Job, den ich gemacht habe und der wirklich interessant war für einen neugierigen Menschen wie mich. Ich war im Auftrag einer Firma in einer fremden Stadt unterwegs und durfte bei den Leuten klingeln. Dann wurde ich hereingelassen, vervollständigte meinen Auftrag und klingelte beim nächsten Haus. Was ich da gemacht habe, spielt eigentlich gar keine Rolle und unterliegt auch der Geheimhaltung. Viel wichtiger ist, dass man bei dieser Tätigkeit ganz nebenbei einen interessanten Einblick in unsere Gesellschaft (geschenkt) bekommt, den wahrscheinlich nur wenige Menschen erfahren dürfen.
Man hat den kompletten Schnitt durch alle Bevölkerungsschichten: Vom armen Schlucker, der in einer kaputten Holzbude irgendwo im Nirgendwo am Rande einer Schrebergartensiedlung haust bis zur riesigen Protzvilla an einem malerischen Felshang, wo einem der Portier die Türe öffnet und einen verächtlich anschaut, weil man es gewagt hat, mit schlammigen Turnschuhen das großzügig gestaltete Eingangsportal zu betreten. Die schlammigen Turnschuhe hatte ich mir auf dem Feldweg geholt, der zur kaputten Holzbude des armen Schluckers gehörte. Aber das nur am Rande.

Für so einen Job braucht man ein verdammt dickes Fell, da man eben manchmal auf Widerstand stößt in Form von grundlosem Anschreien, Beleidigungen oder „Ich hetz den Hund auf dich!!“-Drohungen. Natürlich passiert das nur selten, aber solche Fälle brennen sich eben ins Gedächtnis ein. Ich bin immer wieder von mir selbst erstaunt, wie schnell man sich daran gewöhnen kann, angeschrien oder beleidigt zu werden. Andererseits wäre es auch fatal, wenn einen das nicht kalt lassen würde.
Ich bin sowieso ein ruhiger und geduldiger Mensch. Als mir mal ein Kunde gesagt hat: „Ich hole meinen Vorschlaghammer und schlage Ihnen den Schädel ein.“ habe ich ihm ernsthaft erwidert, dass er das gerne tun kann, aber erst nachdem ich meine Arbeit gemacht habe.
Für Sie mag das ganz schlagfertig klingen, ich habe mich später gewundert, dass mir so eine Antwort herausgerutscht ist. Es ist ein Zeichen dafür, dass man wahrlich schnell abstumpft.

Jetzt fragen Sie sich doch bestimmt schon die ganze Zeit, warum ich Ihnen diesen ganzen Nonsens erzähle? Raten Sie mal, bei welcher Bevölkerungsschicht man auf den größten Widerstand trifft?

Bei den ganz reichen Leuten und bei den Bitterarmen. Die ganz oben in der Gesellschaft und die ganz unten verhalten sich statistisch (Ich habe ungefähr 10000 Haushalte besucht) gesehen am unsozialsten. Natürlich ist das keine raketenwissenschaftliche Erkenntnis und niemanden wird mein Ergebnis, aus meiner ganz persönlichen Studie, überraschen.

Trotzdem ist es allgemein anerkannt, dass es einer Gesellschaft schlecht gehen muss, je mehr arme Menschen darin hausen müssen. Ich bin der Meinung man müsste die Charakterisierung einer Gesellschaft um einen wichtigen Punkt erweitern. Es ist nämlich auch schlecht für eine Gesellschaft, wenn es viele reiche Menschen gibt. In den Medien kann man immer wieder von einem Kampf gegen Armut lesen, warum nicht auch ein Kampf gegen Reichtum?

Viele Menschen reden davon, dass uns faule Hartz4 Individuen auf der Tasche liegen, aber wenn man mal sagt, dass einem auch millionenschwere Topmanager auf der Tasche liegen, wird man ganz schnell als linker Spinner hingestellt. Dabei ist das schon längst Realität geworden. (Siehe staatliche Bankenrettung)

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man unsoziales Verhalten beider Schichten mir gegenüber so einfach auf ein unsoziales Verhalten der Gesellschaft gegenüber ummünzen kann.

Deswegen ist es ja auch nur eine steile These.

Ich möchte gerne eine Regierung in Deutschland, die sich dafür einsetzt, dass es weniger arme Menschen und weniger reiche Menschen gibt. Denn die momentane Regierung fördert genau das Gegenteil.

Ich danke Ihnen, für Ihre Aufmerksamkeit!!

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