Seltsamigkeiten
Ich war erschöpft. 10 Stunden Zug fahren machen schlapp. Fast so als ob man den Zug selber gezogen hätte.
Ich saß in der Straßenbahn, die mich vom Hauptbahnhof nach Hause fuhr.

Die Großstadt trägt sonderbare Blüten: Mir gegenüber saß eine ältere Frau, welche auf den ersten Blick völlig normal wirkte. Sie saß auf dem Platz, der für Kinderwagen und die dazugehörigen Mütter reserviert ist. Ich will ja nicht behaupten, dass sie da völlig fehl am Platz war, denn sie besaß tatsächlich einen alten Kinderwagen. So noch richtig mit Metallspeichen zwischen den kleinen Gummirädern und einer unteren Gepäckablage unter dem Hauptkörbchen mit Faltdach. Das Körbchen war liebevoll mit alten Decken ausgelegt, damit es die Gans schön weich hatte.

Ja Sie haben richtig gelesen, in dem Kinderwagen saß eine Gans. Ich musste mehrmals hinschauen, so verdutzt war ich. Es war eine ungefähr 5 Kilo schwere, weiße Gans. Die Müdigkeit spielt mir sicher einen Streich, dachte ich mir. Eine Gans in einem Kinderwagen, in der Straßenbahn, mitten in der Großstadt. Sehr witzig Gehirn!!
Die Gans schaute mich mit halb geschlossenen Augen an. Sie war überhaupt nicht aufgeregt. Anscheinend fuhr sie häufiger Straßenbahn.
Unten in der Gepäckablage des Kinderwagens saß noch ein kleiner brauner Dackel.

Ich war mir sicher, dass ich träumte, denn die anderen Passagiere beachteten die Gans überhaupt nicht. Das schien ein völlig normales Ereignis zu sein.

Ich hätte ein Foto machen sollen, habe mich aber nicht getraut. Aber wenn ich die Frau mit der Gans und dem Kinderwagen wiedersehe, werde ich Eins machen. Versprochen.

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