Die beste Serie "ever" und nebenbei ein (verkanntes?) wichtiges Kulturgut
dergeschichtenerzaehler, Mittwoch, 4. Januar 2012, 18:52
Die deutsche Krimilandschaft ist eine Wüste, sodass man sogar die Tatort Reihe als Oase bezeichnen muss, obwohl diese nicht nur langweilig und einfallslos daherkommt, sondern auch noch markante Schwächen in schlechten Dialogen aufweist und nebenbei noch gesellschaftliche Themen (mindestens 3 in einer Folge) auf RTL Niveau verwurstet.
Keine Frage, der Tatort ist meist grottenschlecht und ich schaue ihn mir eher aus Gewohnheit (früher waren die ja noch besser) und der Hoffnung auf einen Guten an, aber er ist trotzdem noch besser (ja es geht noch schlimmer) als andere Formate in Deutschland.
Bei den Krimiserien haben eh die Amerikaner die Nase vorn. Und mit einer Serie haben sie wirklich ein Kunstwerk geschaffen, welches auf lange Zeit unerreicht bleiben wird: Dexter
Hinter dem schlichten Namen versteckt sich ein geniales Meisterwerk, welches den Tatort im Vergleich dazu wie ein amateurhaftes Bühnenstück mit Laiendarstellern erscheinen lässt.
Warum die Serie in Deutschland nur ein Schattendasein fristet und nur auf dem Idiotensender RTL2 läuft, frage ich mich schon seit längerem. Ich habe noch nie so eine gute, intelligente und trotzdem wahnsinnig spannende Serie gesehen. Wer einmal mit Dexter anfängt, kann nicht so schnell wieder aufhören und ich versuche auch mal zu erklären, warum das so ist:
Es fängt schon bei der musikalischen Untermalung an. Man benutzt immer wiederkehrende Motive wie in einer Oper. Für die ganze Serie gibt es erstaunlich wenige Musiksequenzen und die Motive werden nur an wichtigen Stellen zu Hervorhebung eingesetzt. Es gibt jazzlastige Partymusik für das Nachtleben in Miami, schaurige, gruslige Musik (die übrigens mit echten Knochen eingespielt wurde) für die Serienkiller und hektische Musik, wenn Dexter in Aktion ist.
Die Musik ist auf hohem Niveau, ist sehr gut komponiert und mit Bedacht eingesetzt. Hier gibt es Qualität statt Quantität. Auch wenn die Musik sich bis zur letzten Staffel dauernd wiederholt, wirkt es nicht eintönig, sondern stellt eher Kontinuität und auch Routine (des Tötens usw.) dar.
Die Darsteller wirken bis auf wenige Ausnahmen (der klischeehaft perverse Asiate nervt) sehr glaubhaft. Die Hauptfigur Dexter, gespielt von Michael C. Hall, ist dabei die Komplizierteste und verlangt dem Schauspieler einiges ab. Ich bin begeistert, wie er es schafft auf der einen Seite den harmlosen Laboranten zu spielen und dann wenig später einen eiskalten, muskelbepackten Killer.
Die Handlung grob umrissen: Dexter arbeitet als Blutanalyst bei der Polizei und zusätzlich ist er noch ein Serienkiller. Was im ersten Moment äußerst schwachsinnig und typisch amerikanisch klingt, ist in Wirklichkeit ein komplexes Thema philosophischer Natur. Dexter kann man am besten mit der Romanfigur Harry Haller aus Hermann Hesses Werk Der Steppenwolf vergleichen. In der Person leben 2 Seelen: Eine bürgerlich angepasste Seite und die Seite des Wolfes; einsam, sozialkritisch und mörderisch (wobei letzteres nicht auf Haller zutrifft).
Hermann Hesse vertritt die These, dass das Gute und Böse einander bedingen. Und auch Dexter kann ohne seine bösen Taten, das Töten von Menschen, nicht leben (und damit Gutes tun. Er kümmerst sich um seinen Sohn, klärt Mordfälle auf und verhindert durch die Tötung von "bösen" Menschen, weitere "böse" Taten).
Es ist erstaunlich, wie die Serie es schafft, dass man sich als Zuschauer mit einem Serienkiller identifizieren kann, ja ihn sogar sympathisch findet und die Eigenschaft des „dark passengers“ (den bösen Teil seiner Seele) als normale menschliche Eigenschaft ganz langsam akzeptiert. Dass Dexter nur wirklich böse Menschen tötet, würde ich eher als Kompromiss sehen, weil es dem Zuschauer eine positive Annäherung an die Figur leichter macht. Man erkennt, dass Gutes nicht ohne Böses entstehen kann (und umgekehrt) und stellt damit eigentlich unsere gesamten Moral- und Wertvorstellungen auf den Kopf, kommt aber einer wichtigen Erkenntnis über die menschliche Psyche einen gewaltigen Schritt näher.
Was Goethe schon in seinem Faust thematisierte, lebt äußerst anschaulich in der Serie Dexter weiter und ist somit ein Glanzstück, der westlichen Kultur.
Keine Frage, der Tatort ist meist grottenschlecht und ich schaue ihn mir eher aus Gewohnheit (früher waren die ja noch besser) und der Hoffnung auf einen Guten an, aber er ist trotzdem noch besser (ja es geht noch schlimmer) als andere Formate in Deutschland.
Bei den Krimiserien haben eh die Amerikaner die Nase vorn. Und mit einer Serie haben sie wirklich ein Kunstwerk geschaffen, welches auf lange Zeit unerreicht bleiben wird: Dexter
Hinter dem schlichten Namen versteckt sich ein geniales Meisterwerk, welches den Tatort im Vergleich dazu wie ein amateurhaftes Bühnenstück mit Laiendarstellern erscheinen lässt.
Warum die Serie in Deutschland nur ein Schattendasein fristet und nur auf dem Idiotensender RTL2 läuft, frage ich mich schon seit längerem. Ich habe noch nie so eine gute, intelligente und trotzdem wahnsinnig spannende Serie gesehen. Wer einmal mit Dexter anfängt, kann nicht so schnell wieder aufhören und ich versuche auch mal zu erklären, warum das so ist:
Es fängt schon bei der musikalischen Untermalung an. Man benutzt immer wiederkehrende Motive wie in einer Oper. Für die ganze Serie gibt es erstaunlich wenige Musiksequenzen und die Motive werden nur an wichtigen Stellen zu Hervorhebung eingesetzt. Es gibt jazzlastige Partymusik für das Nachtleben in Miami, schaurige, gruslige Musik (die übrigens mit echten Knochen eingespielt wurde) für die Serienkiller und hektische Musik, wenn Dexter in Aktion ist.
Die Musik ist auf hohem Niveau, ist sehr gut komponiert und mit Bedacht eingesetzt. Hier gibt es Qualität statt Quantität. Auch wenn die Musik sich bis zur letzten Staffel dauernd wiederholt, wirkt es nicht eintönig, sondern stellt eher Kontinuität und auch Routine (des Tötens usw.) dar.
Die Darsteller wirken bis auf wenige Ausnahmen (der klischeehaft perverse Asiate nervt) sehr glaubhaft. Die Hauptfigur Dexter, gespielt von Michael C. Hall, ist dabei die Komplizierteste und verlangt dem Schauspieler einiges ab. Ich bin begeistert, wie er es schafft auf der einen Seite den harmlosen Laboranten zu spielen und dann wenig später einen eiskalten, muskelbepackten Killer.
Die Handlung grob umrissen: Dexter arbeitet als Blutanalyst bei der Polizei und zusätzlich ist er noch ein Serienkiller. Was im ersten Moment äußerst schwachsinnig und typisch amerikanisch klingt, ist in Wirklichkeit ein komplexes Thema philosophischer Natur. Dexter kann man am besten mit der Romanfigur Harry Haller aus Hermann Hesses Werk Der Steppenwolf vergleichen. In der Person leben 2 Seelen: Eine bürgerlich angepasste Seite und die Seite des Wolfes; einsam, sozialkritisch und mörderisch (wobei letzteres nicht auf Haller zutrifft).
Hermann Hesse vertritt die These, dass das Gute und Böse einander bedingen. Und auch Dexter kann ohne seine bösen Taten, das Töten von Menschen, nicht leben (und damit Gutes tun. Er kümmerst sich um seinen Sohn, klärt Mordfälle auf und verhindert durch die Tötung von "bösen" Menschen, weitere "böse" Taten).
Es ist erstaunlich, wie die Serie es schafft, dass man sich als Zuschauer mit einem Serienkiller identifizieren kann, ja ihn sogar sympathisch findet und die Eigenschaft des „dark passengers“ (den bösen Teil seiner Seele) als normale menschliche Eigenschaft ganz langsam akzeptiert. Dass Dexter nur wirklich böse Menschen tötet, würde ich eher als Kompromiss sehen, weil es dem Zuschauer eine positive Annäherung an die Figur leichter macht. Man erkennt, dass Gutes nicht ohne Böses entstehen kann (und umgekehrt) und stellt damit eigentlich unsere gesamten Moral- und Wertvorstellungen auf den Kopf, kommt aber einer wichtigen Erkenntnis über die menschliche Psyche einen gewaltigen Schritt näher.
Was Goethe schon in seinem Faust thematisierte, lebt äußerst anschaulich in der Serie Dexter weiter und ist somit ein Glanzstück, der westlichen Kultur.
guenterkrass,
Freitag, 6. Januar 2012, 17:20
Dexter! Klasse, das gefällt mir auch. Kann man wirklich nur empfehlen.