Mein Interview mit Peer Steinbrück
Wie Ihr alle wisst besucht Peer Steinbrück momentan ganz private Leute, um denen mit seiner Politik auf die Nerven zu gehen.
Nun bin ich ja Peer-Fan der ersten Stunde, wenn nicht sogar der Zweiten. Einen Besuch meines größten Idols nach Gerhard Goldkettchen Schröder wäre für mich einfach nur großartig, wenn nicht sogar toll.

Um Peer in meine Wohnung zu locken, habe ich ihm einen Liebesbrief geschrieben, der nur so vor Schleim tropfte und gleichzeitig durchscheinen lies, dass ich von Politik so gut wie gar keine Ahnung habe, weil ich mich geistig nur von Spiegel, Stern und Focus ernähre. Aber seht selbst:

Lieber Peer! Oder darf ich Supeer zu Dir sagen? Hi hi.
Der ist mir gerade spontan eingefallen. Supeer, ne?
Eigentlich bin ich ja FDP Wähler, weil ich finde ja schon, dass sich der Staat zu viel in Dinge einmischt und so. Ich arbeite in einer Bank und bin dort Anlagepeerater (hihi schon wieder).
Und du hast uns gezeigt, dass der Staat doch manchmal ganz hilfreich sein kann. Meine Bank machte Geschäfte mit hochriskanten Anlagen und verdiente sich dumm und dämlich damit. Doch wie das so ist mit diesen hochriskanten Geschäften kommt das Dicke Ende irgendwann in Form von Schulden. Die hat der Staat dann einfach übernommen und alle waren happy. Also die Leute in unsere Bank. Das war eine supeer Peerformance!!
Ich würde dich gerne einladen, um mit dir über deine neuen Forderungen zu sprechen. Du willst mehr Bankenregulierung und so weiter. Sagst du das nur, um die doofen Wähler rumzukriegen?
Dachte du bist einer von uns?

Gruß
Dein Anlagepeerater! Hihi


Ein paar Wochen später kam Peer dann tatsächlich zu mir, mit einem Filmteam von Spiegel TV im Schlepptau. Seine Kleidung zeigte eindrucksvoll seine zahlreichen Sponsoren. Er sah aus wie ein Formel 1 Fahrer, nur eben im Anzug und mit einer Thyssen-Krupp-Krawatte. Das Filmteam nahm sofort mein Wohnzimmer in Beschlag und baute erst mal eine 3 Meter breite und 2 Meter hohe Werbewand auf, welche normalerweise für Fussballinterviews benutzt wird und vor der dann das Gespräch mit mir, dem Bürger, stattfinden sollte.
„Es soll alles so natürlich wie möglich aussehen.“, erzählte mir Peer, als er mir die Hand gab und die Kamera anlächelte.
„Setzen Sie sich doch, ich habe Kekse gekauft. Wollen Sie einen?“, fragte ich den Herrn Steinbrück.
„Normalerweise werde ich mit Geld für mein Reden bezahlt.“, antwortete Peer und lachte als Einziger in der Runde.
„Oh ja stimmt! Ich habe aber nur 5 Euro im Haus.“
„Geben Sie her!“, schrie Steinbrück und roch an dem leicht zerknittertem Schein, „Oh ein 2004er Jahrgang aus Spanien. Der hat schon viel Sonne gesehen. Das sieht man gleich auf den ersten Blick. Leicht gebleicht an den Rändern. In den letzten Monaten hat er wohl einem Griechen gehört. Man riecht noch leichte Nuancen des typischen Athener Pfeffersprays aus deutscher Produktion...Wir setzen das da unten großflächig ein, um das Geldsparen zu erleichtern.“
„Sie kennen sich aber gut mit Geld aus.“
„Ich bin ja auch Finanzexperte. Außerdem spiele ich schon seit 24 Jahren gegen Helmut Schmidt Schach. Er ist immer noch bei seinem allerersten Zug und überlegt, welchen Bauern er als erstes in den Tod schicken soll. Ich bin gespannt, ob der Berliner Flughafen oder unser Schachspiel eher fertig wird.“, erzählte Steinbrück und lachte wieder nur für sich.
„Warum wird der denn nicht fertig? Ist die SPD unfähig in Großprojekten?“, stellte ich eine unbequeme Frage und der Spiegel Redakteur zuckte hörbar zusammen.
„Ich kann Ihnen sagen, warum der nicht fertig wird. Weil wir eine völlig falsche Moral haben. Schauen Sie mal nach Italien, da werden genauso wie bei uns die Aufträge an die Baumafia vergeben und der Scheiß wird fertig. Mit Entrauchungsanlage und ein paar Leichen im Keller. Aber nee, bei uns in Deutschland muss man noch Gutachter bestechen, die mögliche Korruption aufdecken sollen. Und dann noch alles schön transparent, natürlich. Schon allein diese falsche Transparenz vorzutäuschen kostet Millionen, weil man irgendwelche Subunternehmen erfinden muss und dann in dem ganzen Durcheinander einfach wichtige Sachen vergessen werden. Ich habe ja schon mal gesagt: Absolute Transparenz gibt es nur in Diktaturen. Wir sind eine korrupte Demokratie, wollen es uns aber nicht eingestehen.“
„Das heißt Korruption ist in Deutschland ganz normal, Herr Steinbrück?“, fragte ich weiter und der Redakteur erwachte kurzzeitig aus seinem Koma, um noch schnell die Kamera abzuschalten.
„Na klar! Schauen Sie mich an. Ich halte wöchentlich 3 bis 4 Vorträge, die keine Sau interessiert, nur damit mich Firmen oder Banken, deren Interessen ich vertrete, legal bezahlen können, ohne das es nach Korruption riecht. Die setzen dort arme Praktikanten und unterbezahlte Journalisten in meine Vorträge und ich muss irgendwas von Bankenregulierung, sozialer Gerechtigkeit und so einen Mist erzählen. Man wird quasi zur Lüge gezwungen, wie in einer Diktatur. Schrecklich, oder?“
„Das ist ja grauenhaft! Ich hasse auch Diktatur! Was werden Sie denn dagegen tun, wenn Sie Kanzler sind?“
„Als Kanzler möchte ich erst mal mehr Geld verdienen. Ich habe dann ja auch weniger Zeit für Vorträge, muss aber trotzdem meine Datscha am Schwarzen Meer abbezahlen. Die liegt gleich neben dem Wochenendwohnsitz vom Herrn Schröder. Und ne Straße weiter wohnt so ein chinesischer Kommunist. Wir Roten unter uns, weißte?“, Steinbrück lachte, „Auf jeden Fall möchte ich nach meiner Amtszeit nicht als Single in einer Klinkerfavela in Großburgwedel enden.“
„Nein das möchte keiner! Sie haben letztens Angela Merkel angegriffen und ihr vorgeworfen, dass der Sand knapp werden würde, wenn Sie in der Wüste regieren täte. Was würden Sie anders machen, wenn man sie nach der Wahl in die Wüste schickt?“
„Das ist doch eine Fangfrage!“, bemerkte Steinbrück, „Man merkt schon, dass Sie kein Journalist sind. Die stellen nie solche kritischen Fragen, sondern nur die Fragen, die ich ihnen vorher gebe.“
„Oh das tut mir Leid! Ich stelle ihnen lieber eine persönliche Frage. Was bringt Sie zum Weinen?“
„Erst letztens habe ich während einer Sitzung im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp,“ Steinbrück hält seine Krawatte in die Kamera, „geweint, weil es uns nicht möglich war den Konzern mit hohen Managergehältern und Fehlentscheidungen auszubeuten und gleichzeitig auf sozialdemokratische Art und Weise die wichtigen Jobs zu erhalten. Anscheinend geht nur das Eine oder das Andere. Das macht mich traurig! Warum können wir nicht einfach superreich werden, ohne das die da unten immer ärmer werden? Das ist so ungerecht!!“
Steinbrück heulte nun wie ein Schlosshund über die bösen Folgen des Kapitalismus, weswegen wir das Interview leider abbrechen mussten.
Ich war sichtlich erleichtert und nicht nur um den 5 Euro Schein, als Supeer meine Wohnung verließ. Das Spiegel TV Team rückte unterdes in die Nachbarwohnung ab, weil sich dort ein Familienstreit anbahnte, den man mit ein bisschen Glück und Verstand in ein Familiendrama aufbauschen und so wertvolle Sendeminuten gewinnen konnte.

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