Das Amt
Gestern im Amt. Ein ledriger Geruch hängt in der Luft fest. Eine ältere Frau sitzt an einem Schreibtisch, winkt mich mit ihren speckigen Armen heran.
Ich setze mich auf den billigen Plastikstuhl, der vor ihrem Schreibtisch meine Niederkunft erwartet.
„Sie wünschen?“
„Wie bitte? Sie haben mich doch heran gewunken, also wollen Sie doch was von mir.“
„Ich dachte, Sie sind ein Kunde oder besser gesagt ein Bürger dieses Stadtteils.“
„Sehe ich so aus?“
Die Frau vom Amt mustert mich von oben bis unten, vergleicht mein Aussehen anhand von Tabellen und Niederschriften. Dann legt Sie ein Maßband an, vermisst meine Stirn, meine Arme.
„Und?“
„Ich kann Sie nicht genau kategorisieren und verorten. Es wäre besser wenn Sie mir entgegen kommen.“
„Bin ich ja schon. Bin ihrem Wink gefolgt und jetzt sitze ich hier im Morast.“
„Was wollen Sie denn?“
„Eine Banane!“
„Wir bieten hier keine Bananen feil. Da müssen Sie in einen Supermarkt.“
„War ich schon. Dort wollte ich ein Bündel Personalausweise kaufen, die hatte man aber nicht da. Man hat mich zu ihnen verwiesen.“
„Wir haben hier tatsächlich Personalausweise. Sie können einen bestellen.“
„Haben Sie Keine vorrätig? Was ist denn das hier für ein Sauladen?“
„Nicht ausfällig werden, der Herr! Der Personalausweis muss erst angefertigt werden, dafür ist er dann auf Sie persönlich zugeschnitten.“
„Ich will meinen aber sofort! Das muss doch möglich sein.“
„Wir haben hier ein Musterexemplar, wenn ihnen das genügt. Den können Sie sofort mitnehmen.“
„Zeigen Sie her!“
Die Frau vom Amt gibt mir den Personalausweis. Ich nehme ihr ihn schnippisch aus der Hand. Gierig wende ich ihn umher.
„Da steht ja ein anderer Name drauf. Max Mustermann! Das bin nicht ich!“
„Sie können ihren Namen in Max Mustermann ändern. Da müssen Sie nur dieses Formular ausfüllen.“
„Das mache ich doch glatt. Ich wollte immer schon Max heißen.“

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