Donnerstag, 14. Mai 2009
Heribert und seine Kontaktlinsen Die Bloggonovela Teil 2
Bitte vorher den ersten Teil durchlesen, welcher sich gleich darunter befindet. Sie können natürlich auch mit diesem Text hier anfangen. Ich will ihnen ja nix vorschreiben...

Herbert fuhr und Heribert trank. Den Kirschschnaps, den die Großmutter für ihn gemacht hatte, damit er endlich mal ein bisschen lockerer werde. Alle meinten, dass er locker werden sollte und deswegen wird er so locker wie noch nie, dachte er sich. Der Schnaps brannte in der Kehle und die Abgase des uralten Mopeds brannten im Auge.
Am Eingang trafen die beiden Heriberts zweitbesten Kumpel Kunibert. Gemeinsam nahmen die beiden Freunde Heribert in die Zange, damit er halbwegs gut dasteht während die Türsteher ihn begutachteten. Denn Heribert war mittlerweile so locker, dass er ständig umfiel, wenn ihn keiner stützte. „Meine Güüühüüte der Heribert ist aber ganz schön besooohoooffen.“, beurteilte Herbert seine Lage.

Heribert torkelte auf die Tanzfläche, machte einen Schritt vorwärts, dann zwei rückwärts und stürzte sich in die Menge. Aufgefangen hatte ihn keiner. Im Gegenteil! Man hatte ihm genug Platz zum Fallen überlassen. Seine beiden Freunde halfen ihm wieder auf die Beine, doch Heribert hatte ein ganz anderes Problem. Er hatte bei seinem Stage Dive Versuch eine Kontaktlinse verloren und ohne sie konnte er ja keine Mädels abchecken. Also kniete er sich wieder auf den Boden. Eine Disko ist nicht gerade der ideale Ort um eine Kontaktlinse zu verlieren, stellte Heribert fest.

Regel 1: Die Kontaktlinse sollte keinen Kontakt mit dem Boden haben...

Das Stroboskoplicht flackerte immer nur zu kurz auf um wirklich etwas zu erkennen. Doch Heribert war wie ein Schatzsucher und begab sich auf den Boden der Tatsachen. Die vielen tanzenden Menschen um ihn herum machten die Sache auch nicht gerade leichter und nach etwa zehn Minuten verlor er seine zweite Kontaktlinse. Die hektische Suche hatte sie rausfallen lassen.

Frustriert gab Heribert seine Suche auf, es hatte ja auch keinen Sinn mehr, denn ganz ohne Kontaktlinsen war er nicht besser dran als ein Maulwurf in der Paarungszeit. Gereizt buddelte er sich durch die Menschenmenge und suchte seine Kollegen. Die standen etwa zehn Meter weit von dem Typen entfernt, den Heribert gerade in das Ohr brüllte: „Pass auf Herbert. Du musst für mich die Mädels vorchecken, da ich alles, was mehr als 5 cm entfernt ist, nicht mehr erkennen kann.“
„Klar! Probier mal die hier!“, sagte der Unbekannte und stellte Heribert einem langhaarigen Rocker vor, der seinen muskulösen Oberarm mit lauter lustigen Totenköpfen ausgeschmückt hatte. Heribert musste jetzt schnell improvisieren und sich einen tollen Anmachspruch ausdenken: „Hey Süße! Mein Zahnarzt riet mir zwar, mich von allem Süßen fernzuhalten, wegen der großen braunen Löcher in meinen Zähnen, aber schließlich lebt man nur einmal.“

Die nächsten Minuten erlebte Heribert nur noch schemenhaft. Erst dachte er ja, es ist das tolle Mädchen, was da ihre Zunge in seinen Hals bohrte. Doch es war nur der schwule Barkeeper Klaus, der ihn gerade länger als nötig wiederbelebte. Herbert stand neben ihm und grinste erleichtert: „ Meine Güühüüte. Wir dachten schon du seist tooohoot. Hast voll eine aufs Maauuhauul bekommen, von diesem riehiesigen Rocker da drüben.“
Der Abend hatte sich schlagartig zum Schlechten gewendet und Heribert wollte nur noch nach Hause. Er setzte sich hinter Herbert auf das Moped und die beiden Kumpels düsten in den großen Sommermond.

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Donnerstag, 14. Mai 2009
Heribert und seine Kontaktlinsen Die Bloggonovela Teil 1
Seitdem Heribert denken kann, und das ist noch gar nicht so lange her, lebte er bei seiner Großmutter auf dem Bauernhof. Seine Eltern haben damals den Traktor verkauft und wollten mit dem Geld einen Neuanfang irgendwo ganz weit weg absolvieren; Südsee oder sowas Ähnliches. Heribert hatte nie wieder was von ihnen gehört. Nur zu gerne hätte er gewusst, ob die 50 Mark schon alle sind, die sie damals für den Traktor bekommen haben. Und ob sie dann nicht bald zurück kommen müssen um auch noch den Anhänger zu verkaufen.

Außer der Oma gab es dann nur noch den Onkel Robert. Robert war ungefähr 40 Jahre alt und unterhielt eine intime Beziehung mit einem Schaf namens Roberta. Er hatte ein kleines Zimmer unter dem Dachboden in Großmutters Bauernhof, doch die meiste Zeit war er mit seiner „Freundin“ auf den großen Wiesen rund um das Gut unterwegs. Er fraß Klee und trank aus dem Bach, welcher leise plätschernd durch das Grundstück floss.

„Du musst sie von hinten packen, damit sie nicht wegrennen können.“, erklärte der Onkel seinem Neffen. Er wollte ihm ein paar Flirttipps für den Diskoabend geben.
„Frauen sind nicht so wie Schafe. Die ticken anders, glaub mir!“, erwiderte Heribert genervt.
„Ich rede ja auch nicht von Schafen, ich rede von Frauen. Schafe sind da viel komplizierter. Es hat Jahre gedauert, eh mich die Herde akzeptiert hatte und ich der Roberta an die Wolle durfte. Mittlerweile ist aber auch die Luft raus aus unserer Beziehung. Ob sie einen Anderen hat?“, fragte Robert.
„Woher soll ich das wissen? Sie ist nur ein dummes Schaf…“
„Das lasse ich mir nicht bieten Heribert. Nur weil sie noch nicht mit Messer und Gabel essen kann und gelegentlich ihre niedlichen Kotkugeln in der Wohnung liegen lässt, ist sie noch lange kein dummes Wesen.“, sagte Robert erbost und stapfte wütend davon. In letzter Zeit endeten die Diskussionen um Roberta immer in gleicher Weise. Das war aber nichts worüber sich Heribert große Gedanken machen musste. Der Abend war viel wichtiger. Er wollte heute Abend ein Mädchen in der Disko aufreißen und hatte auch schon einen bombensicheren Plan.

Sein bester Kumpel Herbert kam mit seinem alten Moped die Einfahrt herunter gedonnert und kam schlitternd zum stehen: „Na bereit für die große Flirtaksiiiooon!“, Herbert hatte die dumme Angewohnheit, ihm wichtig erscheinende Wörter endlos lang zu dehnen, damit es richtig bescheuert klang. Trotzdem war es kein guter Zeitpunkt, ihm das zu sagen, da Heribert bei ihm auf dem Notsitz mitfahren wollte. Das war ja Teil seines Plans. Er wollte hinten auf dem Moped mitfahren, damit er Alkohol trinken konnte. Und den Alkohol musste er trinken um ein bisschen lockerer zu werden. Weiter ging der Plan noch nicht, aber der Abend war ja noch jung, um nicht zu sagen jungfräulich.
Heribert nahm hinter Herbert Platz und der jaulte vergnügt: „Na dann auf zu den heißen Määäääädeeeeeels.“

Da der Text zu lang geworden ist, gibt es morgen einen zweiten Teil. Wird Heribert diesen Abend überleben? Wird Schaf Roberta, Onkel Roberts Heiratsantrag annehmen? Es bleibt spannend...

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